Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Kategorie: Es gibt ein Leben nach der Werbung (Seite 2 von 4)

Nix zu danken, Merkel

Ach, ich schreib so ungern über tagesaktuelle Sachen, aber das Merkel hat schon letzte Woche offen gedroht, dass sie vorerst bis anno 2021 den Völkern der Welt zu schaden gedenkt, als wären sie ihr eigenes. Vermutlich als “Kandidatin” für CDU, SPD, Linke, Grüne, AfD, NPD, NSU, NSA, FDP, FBI, CIA, CSD und CSI, nur nicht für CSU.

Es wird sich also weiterhin ausreichend Gelegenheit ergeben, das Merkelwesen beim Ringen mit sich selbst zu beobachten. Das ist okay; bei vierbeinigen Reptilien kann das ein gewinnbringendes Schauspiel sein.

Dennoch glaube ich an dieser Stelle für alle Betroffenen sprechen zu dürfen, wenn ich die Verantwortlichen bitte, von einem Wahlkampf abzusehen. Die Argumente, Merkel zu wählen, sind bekannt und passen auf einen Bierdeckel. Es geht auch nicht ums Zigarettenrauchen oder Burkatragen, wo man dafür oder dagegen sein kann und erst jahrelang die Fernseh-Talkshows von meinem Geld vollschwallen muss, bevor es verboten wird.

Ein Argument, das für einen Wahlkampf spräche, existiert dagegen nicht. Nicht mal ein unvernünftiges. Das ist sogar postfaktischen Flache-Erde- und Chemtrail-Vefechtern zu hanebüchen. Noch nie wurde die Ansicht vernommen: Au ja, endlich wieder Wahlkampf, da erfährt man aus berufenem Munde, was jetzt schon wieder alles besser wird, und sieht am Bus ein paar neue Gesichter. Es geht mir halt, und damit stehe ich nicht allein, aus gefühls- und zeitökonomischen Gründen am Arsch vorbei, in welcher Anzugfarbe ich enteignet werde.

In den bisherigen 30 Jahren meines wahlberechtigten Lebens wurde sowieso noch nie jemand gewählt, den ich gewählt hab; anscheinend bin ich eine Art Kassen- oder Urnengift. Das hat den Vorteil, dass ich mich immer rausreden kann: Ich hab diese schwelend gewaltbereite Ballwurfbude nicht zusammengewählt, war aber immer recht dankbar für meine grundgesetzlich zugesicherte Meinungsfreiheit. Zum Beispiel jetzt im Moment.

Mit 18, kurz nach Tschernobyl, kreuzte ich in meiner ersten Wahlkabine in der Spalte “Die Grünen” eine mir leider nicht persönlich bekannte Kinderkrankenschwester an, weil kurz vorher in Sozialkunde dran war, dass jede Stimme dem Angekreuzten fünf Mark bringt. Krankenschwestern konnten also schon immer auf meine Unterstützung zählen, auf die sie nicht angewiesen sind — aber der Franz Josef, der einem damals allzu nachdrücklich zur Wahl empfohlen wurde, erst recht nicht auf meine fünf Mark. Heute bin ich 48 und sollte mich langsam wieder gut stellen mit den Krankenschwestern. Man kann also blendend ohne Wahlkampf darauf kommen, was zu tun ist.

Die eingesparten Steuern können gern an mich überwiesen werden. Oder wenigstens an Lichtblick (absetzbar!) oder so.

Gut, das hätte ich jetzt kürzer sagen können. Also nochmal: Bitte keinen Wahlkampf. Ich habe gesprochen, denn ich bin das Volk. Danke, Merkel.

Soundtrack: Hannes Wader: Trotz alledem, Neuversion live 2014; Original aus: Volkssänger; 1975; Urtext: Ferdinand Freiligrath, 1843 ff., nach Robert Burns: Honest Poverty, 1795:

If you are the dealer, I’m out of the game

Fällt das wieder allein mir auf, dass seit Wochen alle von 2016 in der Vergangenheit reden? Bis es die anderen merken, ist 2016 Vergangenheit, und es wird sich — Futur römisch zwei — herausgestellt haben, ob eine tourettekranke Gelbbauchunke in Amerika noch vor Weihnachten einen Atomkrieg losgebrochen hat oder erst hinterher, und ob man sich, wenn die ganzen geflüchteten erzkatholischen Mexikaner mit den angestammten Islamisten zusammentreffen, nach Mitternacht noch in die Bahnhofsgegend trauen kann, um ein paar Flaschen zu sammeln.

Die gute Nachricht ist: McDonald’s hat endlich den Nutella-Burger erfunden. Die schlechte: und schafft den Big Mac ab. Und die mittelgute: In der Münchner Bahnhofsgegend gibt’s praktisch keinen McDonald’s.

Soundtrack: Leonard Cohen: You Want It Darker, 2016, natürlich als vollständige Playlist, solange sie legal bleibt (jedenfalls so lange, wie sie nicht in in private Weblogs eingebettet wird).

Morgenblic

——— Wolfram von Eschenbach: Den morgenblic bî wahtaeres sange erkôs, ca. 1210, letzte Strophe:

Der trûric man nam urloup balde alsus:
ir liehten vel, diu slehten,
kômen nâher, swie der tac erschein.
weindiu ougen — süezer vrouwen kus!
sus kunden sî dô vlehten
ir munde, ir bruste, ir arme, ir blankiu bein.
Swelch schiltaer entwurfe daz,
geselleclîche als si lâgen, des waere ouch dem
genuoc.ir beider liebe doch vil sorgen
truoc, si pflâgen minne ân allen haz.

——— Übersetzung von Peter Wapnewski für Des Minnesangs Frühling, 1935:

Der betrübte Mann verabschiedete sich entschlossen,
und zwar so: Ihre hellen und glatten Körper
kamen zueinander, obwohl der Tag herankam.
Weinende Augen, um so süßer der Kuss der Herrin!
So konnten sie sich ineinander verflechten mit
Mund, Brust, Armen und bloßen Beinen:
Wenn ein Maler das darstellen wollte,
wie sie vereinigt dalagen, das wäre zu schwierig für
ihn. Ihre Liebe war zwar von Sorgen beschwert,
dennoch liebten sie sich ohne jede Einschränkung.

——— Delirium in: Neil Gaiman: The Sandman: Brief Lives, 1994:

I like in-betweens.

Das Beste vom Tag ist ja, wenn er noch nicht richtig anfangen will. Das Achtel des Tages, zu dem unsere teutschen Vorfahren zur Gattung des Tageliedes anhuben, und das bei unseren anglophonen Zeitgenossen tiny wee hours heißt. Zwischen 4 und 7 Uhr früh wach sein, egal ob noch oder schon, das muss man sich verdienen.

Irgendwas wird sich Gustav Gsaenger bei seinem Neubau ab 1953 schon gedacht haben, dass er seine Matthäuskirche so nah an die Bushaltestelle Sendlinger-Tor-Platz gebaut hat; fragen kann man ihn (1900–1989) leider nicht mehr.

“Es ist sechse in der Früh”, wie Ringsgwandl sagt, die Ersten müssen zur Arbeit, die letzten kommen von der Nachtschicht, und von denen wieder manche von einer, auf der sie Geld verdienen, die anderen, auf der sie welches ausgeben. Zwei solche stehen zwischen der Bushaltestelle und dem freiliegenden Treppenaufgang zum Turm der Matthäuskirche und finden noch nicht heim.

Heinz Theuerkauf, St. Matthäus, 17. April 2012, FlickrIhr Abschiedskuss zieht sich schon seit dem letzten Bus hin, der mir vor der Nase weggefahren ist und um diese Uhrzeit noch zwanzigminütlich verkehrt. Offenbar können sie sich nicht entscheiden, ob sie zu ihm oder zu ihr sollen. Nach einem verstohlenen Rundblick schleichen sie sich auf die Treppe zum Turm, ohne ihren Kuss so lange zu unterbrechen, dass sie einen neuen anfangen müssten. Langsam sammeln sich Fahrgäste für den nächsten Bus und schauen zu. Um diese Zeit soll man sich über gar nichts wundern.

Die zwei sind jung. Kaum volljährig, wahrscheinlich warten alle vier Eltern schon seit gestern Abend, 22 Uhr auf sie. Der Junge setzt sich auf eine Treppenstufe in halber Höhe, das Mädchen setzt sich ihm breitbeinig frontal gegenüber auf den Schoß und ruckelt sich zurecht. Zügig umhalst und umschlungen: So lässt sich gut weiterküssen. Der nächste Bus hat wohl Verspätung.

“Um die Zeit kommt der Bus eh, wann er will”, spricht mich ein Seehundsbart im Jeansanzug neben mir an, eine frische Zigarette im Mund. “Die zwei da drüben machen’s richtig.”

Recht hat er. Das Mädchen trägt Parka mit Pelzrand unten und an der Kapuze, darüber langes Blondhaar, und rutscht mit dem Hintern immer näher an den Jungen, bis es nicht mehr geht. Die Hände hat er inzwischen wohl unter ihrer Bluse, oder was junge Mädchen immer unter ihren Parkas tragen. Jetzt flüstern sie sich etwas in die Ohren. Einverstanden: Sie schwingt ihr Bein von seinem Schoß, sie stehen auf, nebeneinander auf die Treppe.

Als nächstes lösen beide ihren Gürtel und knöpfen sich die Hosen auf. Weil man Hosen nicht über die Schuhe ausziehen kann, nimmt zuerst das Mädchen die Hand des Jungen, damit sie nicht die Stufen hinunterkullert, und zieht sich mit der anderen einen Schuh nach dem anderen von den Füßen und stellt das Paar sorgfältig neben sich. Putzige kleine Mädchenturnschuhe. Jetzt er. Seine enormen Hiphopperstiefel schafft er kaum einhändig. Jetzt wieder sie: Ein Griff links, ein Griff rechts, und sie hat ihre Söckchen in der Hand und stopft sie in eins ihrer Turnschühchen. Dann wieder er: Ein Griff links, ein Griff rechts, die Socken in den Schuhen versenkt, und sie tapsen barfuß auf den Steinstufen umher.

Leider müssen sie kurz die Hände voneinander lassen, um sich die Hosen auszuziehen. Sie stellt sich vor ihn, damit wir nicht zuviel von ihnen lernen können. Von hier aus erkennt man nur: respektable Größe, weil er noch jung ist, immerhin freistehend und lang genug für eine Aufwärtsbiegung. Sie lässt ihre Mädchenjeans sorgfältig über ihr Turnschuharrangement hinfließen. Er breitet seine Cargohosen oben drauf. Dann die Hauptsache: ein duftig winziger, geblümter Mädchenschlüpfer schwebt auf den Haufen. Er schmeißt seine Unterhose drüber. Wer immer auf dem Sendlinger-Tor-Platz es wissen will, erfährt jetzt: Das Mädchen ist im Schritt rasiert — oder ist die wirklich so jung?

Kurze, fröhliche Mädchenbeinchen neben stachligen Jungsstelzen. Sie wenden sich wieder einander zu, umfangen einander in einer fließenden Bewegung und sinken dahin auf die Steinstufen. Der Seehundsbart raucht wahrscheinlich schon die übernächste, ein paar Meter steht offenmündig eine Frau und schüttelt sehr langsam den Kopf.

Der Junge nimmt seinen Platz auf der Treppenstufe wieder ein, sie stellt den linken Barfuß neben ihn, schwingt das rechte Knie noch breitbeiniger als vorhin über ihn und senkt sich ganz langsam über seinen Schoß. Bei der Turnübung blitzt ihr milchweißer, doppelt runder Mädchenhintern unterm Parka hervor. Sie muss sich öfter hinsetzen. Noch einmal. Und nochmal, diesmal näher. Und jetzt aber richtig. Und wieder. Und dabei immer schön küssen.

“Und ich hab geglaubt, ich wär schon aufgewacht”, sagt der Seehundsbart fassungslos.

Der Junge hat lange, spillerige Zehen und knochige Knie, mit denen er ihr durch Öffnen und Schließen biem häufigen Hinsetzen hilft, die Hände hat er mal in ihren Haaren, mal an ihrem Hintern, meistens aber unter ihrem Parka. Sie hat eine Hand um ihn geschlungen, die andere in ihrem Schritt, und nimmt mit dem Hintern immer geläufiger eine geübte Wellenbewegung auf.

Nur ganz kurz gibt der untere Pelzrand ab und zu den typischen Pornoblick frei: Ständer in Aktion zwischen Mädchenhinterbacken; sie bleckt wie zum Spott die Fußsohle am knienden Bein in Richtung ihrer Zuschauer. Ihre Zehe Nummer 2 ist länger als die große, erkenne ich von unten: eigentlich viel zu lange und schmale Füße, irgendwie zu erwachsen für so ein Mausi. Ich würde ja gern auch ihre Gesichter beobachten, aber die haben sie zusammengeklebt.

“Sieht gar nicht mal so unbequem aus, wie sie’s machen”, sag ich zu dem Seehundsbart.

“Kein Wunder”, sagt er, “morgen probier ich das auch mal mit so einer jungen Hübschen.”

Von hinten fährt der Bus ein. Der Fahrer stellt den Motor ab, lässt die Türen aufzischen, steigt aus, kramt in drei Jackentaschen nach Zigaretten, angelt eine heraus, schürt sie sich an und erfasst ungerührt die Situation auf der Kirchturmtreppe.

“Ja verreck”, brummelt er und raucht. Die eingetroffenen drei Fahrgäste steigen in den Bus, alle auf die Fensterseite zur Kirche hin.

Dann fasst der Busfahrer einen Entschluss. Er geht auf die Treppe mit den Turteltäubchen zu, stellt sich beamtig auf und fängt an, gedämpft in die Morgenluft zu schimpfen. Ich meine ungefähr zu verstehen: “Wenn ihr zwei Hallodri net sofort eiern nackerten Arsch in die Hosen nei verstauts, dann raucht’s aber da. I werd eich glei helfen von wegn da umanandervegln am Montagfrüh in der Kirch.”

Sie dreht ihm ihr zweifellos hitzig kirschenrotes Gesicht zu und sagt: “Wieso, Herr Oberförster? Erregen wir wohl Ihr öffentliches Ärgernis?” Dem Jungen, solang er alle Hände voller Brust hat, fällt nur ein: “Ist doch evangelisch, die Kirche.”

Nicht schlecht für ihr Alter. Das wollte sie schon immer mal sagen, die machen das also öfter. Der Busfahrer hat während seiner Amtshandlung fertiggeraucht, stampft vor den zweien seine Kippe aus und strebt wieder auf seinen Bus zu, den Fahrplan einhalten. “Ihr habts mi scho verstanden.”

Auf einmal sitzt ein rotes Eichkatzel mit einem hellbraunen Büschel Nistmaterial im Maul unter der Treppe und späht auf das ungewohnte Treiben hinauf. “Ui jegerl, ui jegerl, ui jegerl”, höre ich es keckern, womit es auf den nahen Baum mit den Eichhörnchenkobel hinaufwieselt, “ist denn schon wieder Paarungszeit?” Akkurat festlegen will ich mich da aber nicht.

Natürlich haben die zwei nicht aufgehört, sondern vielmehr zu einem Endspurt angesetzt: Das Mädchen hoppelt beneidenswert hüftgelenkig auf ihr Ziel zu, und weil schon alles egal ist, stöhnt sie jetzt sogar. Durch die sich schließenden Türen hören wir eine Art Löwenbrüllen von der Kirche her, das war der Junge. Er hat den Kopf ins Genick gekippt, und sie hält sich mit dem Fuß hinter seinem Hals eingehakt. Dazu hat sie sich auf seinem Schoß so weit zurückgebogen, dass man ihr Gesicht voll erkennt. Ihre Haare baumeln über seine Füße, ihre Beine lagern auf seinen Schultern und pumpen vor und zurück. Der Busfahrer lässt den Motor an. Die Bluse — tatsächlich ein Hemd Größe S mit Knöpfen — ist dem Mädchen weitgehend über die Brüste gerutscht, er schiebt sie ihr beidhändig noch höher. Sie hat die Augen zu und den Mund weit offen. Beider Gesichter sind hektisch rot, und unsereins macht am Montagfrüh nicht mal seine zehn Liegestützen am Fenster. Der Bus fährt ab.

Hinter uns kommen schon die ersten an die Haltestelle, die unseren Bus verpasst haben. “Da hat sie jetzt zwei rote und zwei weiße Backen”, sag ich zum Seehundsbart.

“Nächster Halt Maistraße”, sagt der Busfahrer.

Mir passiert das eh andauernd, dass die Leute feste vor mir rumbumsen, egal ob im Nachbarschlafsack nach dem Feiern, im Zeitschriftenarchiv von der Stabi, Buchstabe O bis Q, oder bei gleißendem Sonnenschein hinterm Wittelsbacherbrunnen; ich weiß auch nicht, was die da alle dran finden. Den Spannervorwurf muss ich deshalb von mir weisen, bevor er erhoben wird.

Bild: Heinz Theuerkauf: St. Matthäus, 17. April 2012,
gut sichtbar der Treppenaufgang zum Kirchturm;
Soundtrack: Ringsgwandl: Sechse in der Früh, aus: Vogelwild, 1992:

Das Haustier und das Nutztier und die schöne regionale Welt

Unser Umgang mit Tieren

Hier spricht mal wieder der Kater.
DEM KATER SÎN BLOG: Hier spricht der Kater. 17 und forever young.

Wenn der moderne Mensch die Tiere, deren er sich als Nahrung bedient, selbst töten müsste, würde die Anzahl der Pflanzenesser ins Ungemessene steigen. (Christian Morgenstern)

Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt. (Christian Morgenstern)

Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück. (Charles Darwin)

 

Moritz am Ende ihrer Tage

My sun sets to rise again. (Moritz,17, † 17. Mai 2015)

Es geht um Anzeigen gegen Schlachthöfe, die CO2-Gruben, abgebrühte Schweine im Todeskampf und den juristischen Kampf gegen uneinsichtige Betreiber und lahme Kommunen.

Der Staat gibt sich – fast wie immer  – hilflos.

Ich wiederhole der Einfachheit halber den Link dort unten zum Spenden:

Mit Ihrer Hilfe schalten wir für die Tiere die Justiz ein.

 

Man kann viel gegen PETA e. V. haben, aber hier spenden ist eine wirklich gute Sache!

Falls Interesse an Infos aus der unabhängigen, investigativen Presse besteht, der Schlachthof Landshut lässt es grade „tierisch“ krachen. Die SZ berichtet am 27. Juli 2016:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/verbraucherschutz-tierquaelerei-und-ungeziefer-auf-niederbayerischem-schlachthof-1.3097244

CO2-Begasung die nachgewiesen qualvoll ist (siehe auch Bundesfleischforschungsanstalt Kulmbach), Ü-Stunden bis oder über 10 Stunden/d der überlasteten Arbeiter (Akkord, nehme ich mal an), die den Tötungstich den nicht mehr sauber setzen und die Tiere im Brühgang erst qualvoll verecken.

Einfach nur kein Fleisch mehr essen reicht nicht, wenn sich was für die Tiere und wenn sich unser Umgang mit Tieren verändern soll.

Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt stetig. Aber díe Fleischerzeugung steigt widersinnigerweise dennoch. Die Fleischerzeuger machen dann eben schwer auf massiven (Billig?-)Export. Und zerstören dann eben die heimischen Infrastrukturen eben dieser anderen Länder.

Am Ende auch noch EU-subventioniert ist anzunehmen. Aber auf den Webseiten der einschlägigen “Erzeugergemeinschaften” ein Werbe-Gesülze an Texten, dass man pfeilgrad fast glauben könnte, den Tieren und der heiligen regionalen Erzeugung würde ante und post Mortem ein rosarotes Himmelreich errichtet. Dass sogar ein Werber im Gesicht rot wird. Ob diese ungesunde Gesichtsfarbe von Scham oder vor Wut kommt, ist auch schon egal.

 

Gruß

der Kater

Remember I said I give you lessons, too?

Obwohl die zuverlässigste Zählung der Filme mit drei und vier Marx Brothers (der biedere Zeppo war Ersatzbank, Gummo war nur live auf der Vaudeville-Bühne und in keinem Film, und einer ist schon mit drei Monaten gestorben) auf 17 plus 7 mit Groucho solo plus 3 mit Harpo solo, und Chico in “jedem der dreizehn Marx-Brothers-Filme” durch seine versehentlich erlernte Pistolenfingertechnik am Klavier aufgefallen sein soll, stellt der “one-stop shop for Chico Marx playing the piano” gerade einmal 10 Klavierauftritte zusammen. So krampfhaft ich mich auf meine frühen Fernseherlebnisse zu besinnen suche, fällt mir auch kein elfter mehr ein.

Chicos zehn Rezitationen populärer Klassiker, früher Schlagerfetzen und Kinderlieder am Klavier dürfen ruhig als stilbildende Momente der Filmgeschichte gelten. Deren Versammlung ist erschütternd kurz: keine 20 Minuten. Das Tonmaterial von Wladimir Sofronitski dauert wahrscheinlich ein paar Wochen, aber sein Schauwert beschränkt sich dabei auf die Spannung, ob er die Tasten auch mit den Mundwinkeln anschlagen kann. Spätestens wenn man Chico in dieser Geballtheit zuschaut, dämmert einem wieder, was man aufgrund der eigenen Lebensauffassung im Leben alles verpasst: eigentlich nichts Genaues, aber schöner, geschmeidiger, leichtfüßiger und vor allem leichtherziger ging’s auch.

Etwas Größeres kann ein Film nicht leisten. Wenn jemandem etwas Größeres einfällt, das ein Film leisten kann, soll er mir’s bitte sagen. Aber nicht in der Rhetorik von meinem alten Vorbild Groucho, das merk ich nämlich sofort und kann’s hoffentlich selber am besten.

  1. The Cocoanuts, 1929: Gypsy Love Song als Signor Pastrami the Lithuanian Pianist;
  2. Animal Crackers, 1930: Silver Threads Among the Gold als Signor Emmanuel Ravelli;
  3. Monkey Business, 1931: Pizzicatto/When I Take My Sugar To Tea als Chico;
  4. Horse Feathers, 1932: Collegiate als Baravelli the Piano Teacher;
  5. A Night at the Opera, 1935: All I Do Is Dream Of You als Fiorello;
  6. A Day at the Races, 1937: Hungarian Rhapsody #2/On The Beach at Bali Bali als Tony;
  7. At The Circus, 1939: Beer Barrel Polka als Antonio;
  8. Go West, 1940: The Woodpecker Song als Joe Panello;
  9. The Big Store, 1941: Mamãe eu Quero als Ravelli, vierhändig mit Harpo als Wacky;
  10. A Night In Casablanca, 1946: Hungarian Rhapsody #2/Beer Barrel Polka/Moonlight Cocktail als Corbaccio.

Um als Bonus Track doch noch einen elften Moment zu ermöglichen, verschweigt die YouTube-Gesamtausgabe ausdrücklich Chicos Duett mit dem vielbeschäftigten Filmgeiger Leon Belasco als Mr. Lyons — aus Love Happy, 1950: Gypsy Love Song — mit der Begründung, dass es kein Solo ist. Als ob der vierhändige Auftritt mit Harpo eins wäre; übrigens der beste, aber der verwendet aufs Ende zu sogar ein virtuelles Orchester. Das heißt mich hoffen, dass jemand oder etwas bald auch eine Sammlung mit den Harfenrezitationen von Harpo erstellen wird.

Die Beschwerden über mein Verhalten (und nicht über die Katze)

Die Beschwerden über mein Verhalten häufen sich.

Am fleißigsten häuft Vroni, die am meisten von meinem Verhalten abkriegt, also schon rein statistisch mehr Material zum Häufen ansammeln kann. Natürlich liefere ich, was ich kann.

Ebenso natürlich liefere ich weder aus Stolz auf mein Ungenügen noch aus böser Absicht. Leider lässt sich niemals sagen, es sei nicht so geplant gewesen, habe sich nur so ergeben, weil jeder seines Glückes Schmied ist durch die Entscheidungen, die er sein Leben lang im Millisekundentakt zu treffen hat. Wie jeder denkende und fühlende Mensch versuche auch ich Kenntnis auf Erkenntnis zu häufen und nicht immer nur die doofen Beschwerden, um Göttern oder wenigstens Gelehrten zu gleichen. Wie jedem denkenden und fühlenden Menschen muss mir jedoch die Verantwortung all der Millisekunden erst alle Knochen und dann das Herz brechen, und am Ende gleiche ich doch wieder einem Knalldeppen. Gut, dass es nur die Beschwerden über mein Verhalten sind, die sich da häufen, und nicht über mich selbst, sonst wäre ich schon vor sehr vielen Millisekunden Kummers und Schande gestorben.

In meiner Gesellschaft kann eine stinknormale Samstagnacht nämlich durchaus schon mal knapp zusammengefasst ablaufen wie:

Die Frau stellt fest, dass eine von zwei Katzen im Bett fehlt.
Die Katze muss gesucht werden, genauer: Die restliche Nacht muss durchwacht werden.
In der Baustelle im Nachbar-Innenhof fällt man besser nicht in die Baugrube, sonst saut man sich die nagelneue Levi’s 501 (36/36) von oben bis unten mit Schlamm ein; das Dilemma ist: Man kann es auch nicht bleiben lassen, sonst: schuldhafte Vernachlässigung möglicher Aufenthaltsorte einer jungen Katze, die noch gar nicht raus darf.
In der richtigen Stimmung kann man lärmende Gäste von Hausnachbarn, die früh um halb fünf im Regen auf ein Taxi warten, mit einem einem einzigen Blick zur Ordnung rufen. Erfolgreich.
Man muss auch in den frühen Sonntagmorgenstunden die relevanten Hinterhöfe mehrmals nach der Katze absuchen. Auch die mit Baustellen. Besonders in den frühen Sonntagmorgenstunden. Besonders die mit Baustellen. Und vor allem: mehrmals.
Man kann sich dabei sogar die Schulter auf mehrere Tage behandlungswürdig verrenken. Man kann ja jederzeit bei einem Arzt vorsprechen, die Katze kann das nicht.
Sonntag früh um fünf ist eine gute Zeit, um Futternäpfe mit ausgesuchten Leckereien im Treppenhaus und an regengeschützten Plätzen im Freien aufzustellen. Findet die Frau.
Sonntag früh um halb sechs ist eine gute Zeit, um von einem frisch dazueroberten Schlafplatz aufzustehen: dem zweitobersten Regalfach hinter den zweitneuesten Levi’s 501 (auch schon 36/36, meine — schwarz) und einem nicht ganz billigen Schal mit goldenen Troddeln (ihrer — schwarz). Findet die Katze (schwarz).
Und es macht dann besonders Spaß, Frauchen und Herrchen vom gemütlich geheizten Zimmer aus beim mehrfachen Absuchen der Hinterhöfe zuzuschauen. Jedenfalls spinnen die alle — findet abermals: die Katze.
Nach kurzem Erschöpfungskoma ist eine gute Zeit, endlich eine anständige Taschenlampe zu bestellen. Findet die Katze zwar nicht, weil man die nicht fressen kann, aber die Katze wird ausnahmsweise nicht gefragt.

Mein Gott, Riebesehl“, stöhnt Vroni, “kannst du nicht einmal eine Katze suchen wie andere Leute auch?”

Die Beschwerden über mein Verhalten häufen sich, wahrscheinlich sind sie sogar berechtigt. Vielleicht sollte ich doch lieber …

Ach, letztendlich ist wurschtegal, was ich sollte: Leben kann man davon garantiert nicht.

Anarchistisches Glaubensbekenntnis

Das Plakat mit dem Text von 1910 hängt zur Stunde noch einige Meter neben dem Kafe Marat, das keinesfalls zu verwechseln ist mit dem Tröpferlbad im gleichen Gebäude; nur inzwischen etwas abgewanzter. Von den zwei Läden will wahrscheinlich bloß keiner “in die rechte Tür” sagen müssen, wenn er neue Proselyten rekrutiert hat. Seine Inhalte mache ich mir vorsichtshalber nicht zu eigen, solange ich es nur korrekturgelesen, aber nicht verstanden hab. Schon gar nicht öffentlich.

Bei den Schweizer Genossen, die das im März 2013 aus dem Italienischen übersetzt haben sollen, fehlt zweimal eine sinnverändernde Wortgruppe, falls es sie interessiert — aber es kommt drauf an, ob von dem Text auf dem Plakat oder dem Text online als maßgeblich ausgegangen wird. Ich sag’s bloß. Venceremos.

Plakat Kafe Marat, La Rivolta, Aufruhr, Ich, 1910, März 2013

La Rivolta, anarchistische Zeitung:

Ich

Pistoia, Italien, 12. Februar 1910,
übersetzt von Aufruhr, Nummer 5, März 2013:

Ich habe einen Verstand, einen Charakter, der mich von meinen Mitmenschen unterscheidet, und ich habe eine Würde, die sich weder verkaufen noch beugen will. Ich habe eine Menge zu verstreuende Energien, zu entwickelnde Gedanken und zu begehende Handlungen. Ich suche nach der Erfüllung von mir selbst, nach der vollständigen Entfaltung meiner Individualität, und in dieser Entfaltung fühle ich mich glücklich. Ich suche nach dem Wohl der anderen oder verachte es, je nachdem, ob ich in ihrem Wohlstand mein Glück oder mein Unglück finde.

Ich will. Ich will materiell frei sein, um sagen und tun zu können, wonach mir ist, ohne dass mir irgendeine Autorität irgendetwas aufzwingt. Ich nehme Kritik oder Ratschläge von anderen an, nachdem ich über sie nachgedacht, sie für gut befunden und verstanden habe; den brutalen Befehl aber verachte ich und weise ich zurück.

Ich spüre in mir selbst die moralische Unmöglichkeit, zu gehorchen. Da ich ein Gehirn habe, das denkt, will ich tun, was ich für richtig halte, und nicht, was meinen Unterdrückern zugutekommt. Ich habe es nicht nötig, dass mich irgendjemand führt und mich beschützt: Man sagt mir, das Individuum könne sich nicht selbst führen, doch wenn ich meine Handlungen nicht regeln kann, dann können noch viel weniger die Regierenden die Handlungen von anderen führen.

Da ich also in der heutigen Gesellschaft nicht frei bin, kämpfe ich mit allen meinen Kräften, um alle Schranken zu zerstören. Ich kämpfe nicht weil ich auf einen weit entfernten Wohlstand hoffe, nicht nur, weil ich Glauben an die Zukunft habe. Ich lebe in der Gegenwart. Selbst wenn ich wüsste, dass ich niemals frei sein werde, würde ich genauso revoltieren, denn ich spüre den Drang gegen jegliche Tyrannei zu revoltieren.

Ich habe keinen Glauben, ich habe keine Dogmen, ich habe keine Sorgen einer Partei oder einer Schule. Ich glaube weder an Gott, noch an das himmlische Paradies oder an das irdische, das die Gesellschaftler vor den Augen anderer wie im Traum aufblitzen lassen.

Ich suche nicht danach, mich mit meinen Mitmenschen für den Ruhm zu vereinigen, einem Verband anzugehören, und unter einem Banner Unterschlupf zu finden. Ich schließe mich zusammen für ein bestimmtes Ziel, und wenn dieses erreicht ist, ergreife ich wieder meine Freiheit.

Ich hasse die konstituierten Formen, weil sie im Widerspruch zum Fortschritt stehen, der beständig alles verändert.

Ich will nicht wissen, es kümmert mich nicht, was die künftige Gesellschaft sein wird. Ich glaube nicht an jene, die im Namen des Volkes, der Menschheit und anderer ungreifbaren und formlosen, kollektiven Körperschaften sprechen, denn man kann das Zusammengesetzte nicht kennen, ohne die einfachen Einzelnen – jeden für jeden – zu kennen – was unmöglich ist. Darum glaube ich nicht an die Abgeordneten, an die Widerstandskomitees, an die Kongresse und alle Parlamentarismen. Nur ich alleine kann mich selbst repräsentieren.

Ich will keine Bestrafungen, ich will keine Gesetzbücher, Formalismen, Stempel und dergleichen. Die moralischen Gefühle drängen sich nicht auf, wenn sie nicht existieren, und wenn sie existieren, ist es nicht nötig sie aufzudrängen. Ich rebelliere gegen die Mode, ich glaube nicht an die Phrasen, an das Recht, an die Moral, an die Justiz. Im übrigen formt sie sich ein jeder für den eigenen Gebrauch und Verzehr.

Ich glaube nur an die Stärke und den Kampf, der das Individuum vorantreibt, nicht, um die Schwachen zu zertrampeln und die Starken zu vergöttern, sondern um sich selbst immer mehr zu erhöhen und zu verbessern. Ich glaube an das Leben, an die Energie. Heute kämpfe ich mit Gewalt, weil ich gegen mich die Gewalt habe; morgen kämpfe ich mit dem Denken, weil ich gegen mich das Denken habe.

Mein Ziel ist es mich zu vervollkommnen; mein Mittel ist der Kampf, mein Verlangen ist die Freiheit.

Mich beschimpfen die Frommen und nennen mich hochmütig, unmoralisch, etc. Ich lache über sie: Für meine Handlungen bin ich nur vor meinem Bewusstsein verantwortlich. Ich bin Atheist, ich bin Rebell, ich bin Anarchist, ich bin frei. Ich bin “Ich”.

Plakat: Kafe Marat München, Thalkirchnerstraße 102,
nach Fernweh. Anarchistische Straßenzeitung, März 2013.

Moritz war ein Mädchen

Nicht erfaßt der bleiche Tod,
Die im Herzen Liebe tragen;
Dem glänzt noch das Abendrot,
Der am Morgen wollt’ verzagen.
Bald kann dir die Stunde schlagen,
Die entreißt dich aller Not;
Zu vollbringen magst du wagen,
Was die ew’ge Macht gebot.

Kater Murr, 1821.

Wir trauern um Moritz (* Juli 1997 in Königstein; † 17. Mai 2015 in Haar bei München).

Wir wissen nicht viel über ihn, er alles über uns. Äußerlich war er eine “kluge, wohlunterrichtete, philosophische, dichterische” (Hoffmann, a.a.O.) Katze, und selbst da haben wir ihn 1997 vom Sterilisieren zurückbekommen, als wir ihn zum Kastrieren gegeben haben. In Wirklichkeit war er am wahrscheinlichsten ein Engel, der jetzt zu einem anderen Einsatz zurückberufen wurde. Auf alle Fälle waren die Jahre mit ihm ein Geschenk.

Natürlich ist ein Leben ohne Katzen “möglich, aber sinnlos” (Loriot über Möpse). Dass alles Leben sinnlos ist, liegt auf der Hand, bis jetzt ist aber nicht raus, ob eins ohne Moritz möglich ist. Er hat uns viel hinterlassen, nur keine eindeutigen Instruktionen dafür. Immerhin müssen wir uns nicht vorwerfen, wir hätten zu wenig für ihn getan, es war nämlich alles — und eben am Ende doch nicht genug. Wenn artgerechte Haltung bedeutet, dass ein Tier freiwillig bleibt und zurückkommt, sind wir Moritz gerecht gerecht geworden. Man kann zuversichtlich annehmen, dass er uns gemocht hat.

Am schlimmsten war es, ihm nicht mehr gerecht zu werden, egal was wir noch tun konnten; drei Krankheiten gleichzeitig hat er noch geschafft, nur nicht mehr die bösartige Sau von lymphatischem Tumor an der Wirbelsäule, die sich feige hinter den dreien versteckt hielt. Moritz hat alles verdient, aber das bestimmt nicht. Niemand auf der Welt, und am wenigsten der. Nicht der, nicht Moritz, der beste Miez von allen.

Er war so gern auf der Welt, das Vorbild für ein selbstverständliches, lebenstüchtiges, freudiges Da-Sein. Er war so stark.

In der Nacht vom [17. bis zum 18. Mai] d.J. entschlief, um zu einem beßern Dasein zu erwachen, [unser] theurer geliebter Zögling [die Katze Moritz] im [siebzehnten] Jahre [ihres] hoffnungsvollen Lebens. Wer den verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt [unseren] Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen. München d. 17. Mai 2015 – Vroni & Wolf

E.T.A. Hoffmann: Lithographierte Traueranzeige an seine Freunde, 1821.

Er spukt noch. Wir passen auf, ihm nirgends auf den Zapfenschwanz zu treten. Wenn man lange genug nicht hingeschaut hat, fehlt in seinen weiterhin frisch gefüllten Futternäpfen sein Tagesquantum, in den Wassernäpfen schnapsglasgenau mehr, als in der gleichen Zeitspanne verdunsten könnte. Über Nacht bleibt das Fenster zur Straße offen, damit seine zarte Seele, die bestimmt durch keine Glasscheibe kann, zu seinen Mauszeiten raus und rein kommt. Wenn man am wenigsten dran denkt, das Geräusch, wie er vom Fensterbrett auf den Boden ploppt; Pfotentapser; wie sein Halsglöckchen mit dem Adressanhänger beim Kontrollgang an die Näpfe klingelt; Krallenkratzen am Bett — und hops. Und dann seine Schnurrstimme wie aus dem Inneren des eigenen Kopfes:

“Na? Kommt ihr zurecht?”

“Moritz? Bist du das?”

“Nein, hier spricht die Telefonseelsorge, du Wunderkind. Klar bin ich’s. Wie geht’s euch ohne mich?”

“Willst du gar nicht wissen.”

“Ich weiß es trotzdem.”

“Du hast es immer gewusst.”

“Ihr seid leicht durchschaubar. Und jetzt müsst ihr tapfer sein, mein Großer.”

“Aufrecht gehen können wir ja.”

“Ja, das beruhigt mich. Und ihr müsst jetzt existieren.”

“Sonst nichts?”

“Das wird euch schwer genug fallen. Aber mehr ist da nicht. Und es ist schon das Wichtigste.”

“Existieren als Tätigkeit?”

“Genau. Oder was hab ich euch die letzten siebzehndreiviertel Jahre beigebracht und vorgelebt?”

“Wie man die Schnurrhaare immer fein sauber und genau in der Mitte zusammenhält.”

“So gefällst du mir. Und hört auf zu flennen, alle zwei. Es ist ja nicht mitanzusehen. So kann ich euch nicht allein lassen.”

“Mörchen, mein Mörchen. Du fehlst.”

“Tu ich doch gar nicht. Ich bin da, solang ihr mich braucht und lasst. Oder hab ich mich tot angefühlt in dem Karton, in dem ihr mich begraben habt?”

“Von wegen. Dein Fell hat geglänzt. Wie immer, wenn du geschlafen hast.”

“Das muss ich jetzt auch. Der Krebs schlaucht, sag ich euch.”

“Du hattest den schönsten Pelz der Welt, hab ich dir das mal gesagt?”

“Jeden Tag seit 1997. So viele Komplimente wie mir machst du mal besser deiner Frau, ihr braucht euch jetzt.”

“Als ob wir’s nicht wüssten …”

“Ihr wisst alles Wichtige. Jetzt lebt.”

“Machen wir. Sonst hätten wir nichts von dir gelernt. Nasenstüber, Moritz.”

“Nasenstüber, Wölfchen. Gute Nacht, ihr zwei.”

“Gute Nacht, Moritz.”

Moritz, 6. Mai 2015

Soundtrack, weil Besitz, Abspielung und Kenntnis von Johnny Cash: I Corinthians 15:55 aus American VI: Ain’t No Grave, 2010 praktisch untersagt sind:
Alela Diane: The Rifle aus: The Pirate’s Gospel, 2008
und weil’s so schön war, noch die beste Live-Version von Flogging Molly:
If I Ever Leave This World Alive, aus: Drunken Lullabies, 2002.

Bilder: Vroni, 6. Mai 2015;
E.T.A. Hoffmann via Kater Paul, 18. Januar 2011.

Carpe Mörchen

Es ist klar, wie in dieser Familie die Hierarchien verteilt sind: Ich hab Geburtstag, und Moritz — zugegeben die allerbeste Katze auf der Welt — kriegt was geschenkt.

“Ein Katzengeschirr”, schnuppert Moritz. “Das Pepitamuster kleidet mich bestimmt vortrefflich zu meinen Streifen.”

“Kein Zweifel, mein Mörchen. Hast du das überhaupt verdient?”

“Verdient? Wölfchen, ich bin Katze.”

“Ich vergaß. Überhaupt vergisst sich das so leicht. Aber du hast es doch sonst nicht so mit weiteren Ausflügen.”

“Wölfchen? Hast du schon mal die Berge gesehen?”

“Schon länger her.”

“Aber du hast. Und hast du sie gesehen, bevor du siebzehndreiviertel Jahre alt warst?”

“Ja, schon …”

“Siehst du. Und ich bin umgerechnet nicht siebzehndreiviertel, sondern Mitte achtzig.”

“Moritz, mein Moritz, rede nicht solche Sachen. Du bist jung und willst Spaß.”

“Ja, das auch. Deswegen hab ich mir das Katzengeschirr von dir gewünscht: damit wir mal rauskommen. Ich auf einem Berghang, neuen Mäusesorten hinterherspürend, frische gesunde Gräser anknabbernd, einen Galopp über die hohe bunte Wiese wagend, gern auch an deiner fachkundigen Leine, auf das Rundherum der Bergesgipfel hinaufstaunend, einen Zipfel Bauernwurscht abstaubend — sag selber, das freut dich doch nicht weniger als mich.”

“Ich sag ja nix anderes. Aber warum fangen wir erst jetzt damit an?”

“Warum? Warum kommt ihr Senkrechtläufer erst als Rentner drauf, dass ihr euren Motorradführerschein machen könntet? Warum träumt ihr von einer Kreuzfahrt, bis eure Grundsicherung nicht mal mehr eine Monatskarte hergibt? Warum verschiebt ihr eure Harzwanderung, bis ihr vor Knie- und Bandscheibenschäden nicht mehr die Treppe raufkommt? Warum sagt ihr euren Liebsten, dass sie eure Liebsten sind, wenn sie auf und davon oder am besten schon gestorben sind? Warum kosten eure Grabsteine mehr als eine ganze Jahresration ordentliches Essen? — Weil ihr die plötzlich bezahlt!”

“Jaja, auf einmal geht’s. Ist gut, ich hab verstanden.”

“Und ich musste achtzig werden, zweieinhalb Arten Krebs, einen Nierenschaden, Hämobartonellen und Diabetes entwickeln und die Bahn muss streiken, bis du endlich Anstalten triffst, mir noch in diesem Leben die Berge zu zeigen. Und sechs von meinen sieben Leben sind schon weg.”

“Die Zeit rast …”

“Nicht wahr? Ich werf dir ja gar nix vor. Ihr seid vielseitig interessierte Leute und ich ein vielseitig interessierter Miez. Es war immer schön bei euch. Ihr habt mir das Futter gebracht, das ich bestellt hab, ihr kommt schmusen oder lasst mich in Ruhe, wenn es Zeit dafür ist. Ich hab lauter gute Filme mit euch angeschaut, ich hab viel dreckiges Wasser aus abgestandenen Pfützen gesoffen, ich konnte euch oft eine Freude bereiten, indem ich Mäuse bringe, ich hab viele Laserpointer und Schnürsenkel gejagt, ich hab meine Straße bei Nacht und bei Regen erforscht und für meine werte Heimkehr anständig Tunfisch inhaliert, ich hab mir überall genug Schlafplätze erobert und Beobachtungsposten eingerichtet. Ich bin die Katze und ihr habt mich so flauschig sein lassen, wie ich will. Das war schon okay.”

“Hör auf, in der Vergangenheit von dir zu reden, Mörchen. Und jetzt noch die Berge.”

“Eben drum. Das müsstest gerade du am besten verstehen.”

“Sicher. Wir können noch viel zusammen machen.”

“Das wollen wir, mein Wölfchen.”

“Und seit wann sagst du überhaupt Wölfchen zu mir?”

“Seit ich Mitte achtzig bin und Spaß will. Komm mal her.”

Damit baut er sich ein Bett aus mir, bohrt mir anteilnehmend mit dem Kopf im Gesicht herum und schläft ein. Wie tief er atmet.

Fachliteratur: F.K. Waechter: Wir können noch viel zusammen machen,
Diogenes 1978/2006;
Soundtrack: Flogging Molly: If I Ever Leave This World Alive,
aus: Drunken Lullabies, 2002.

Die Banalität des Bösen

Mein Vater wird heuer 80 und hat seit ein paar Wochen einen Herzschrittmacher, die Katze des Hauses ist mit einer Form der Leukämie inkommodiert, die man leider nicht so einfach zu genau den hunderttausend Teuxeln zurückwünschen kann, von denen sie herkommt, im Treppenhaus hängt ein Zettel von der Hausverwaltung, dass wir die Lärmbelästigung entschuldigen sollen, wenn sie “demnächst” die Kastanie im Hinterhof fällen, und in einer deutschen Industriestadt, die einst ein Zentrum der Aufklärung war, halten mündige Erwachsene egal ob harmlose oder tödliche Krankheiten für die Prüfung einer abergläubisch definierten Naturkraft, gegen die man nichts unternehmen darf.

Im Lenbachhaus lernt man derzeit (noch bis 3. Mai 2015) in der Ausstellung über die Künstlerfreundschaft von August Macke und Franz Marc, was Kunst mit Krieg, Tod und Verderben zu tun hat: viel zuviel. Rechnen wir mit: Die ausgestellte Künstlerfreundschaft endete am 26. September 1914 mit dem Ableben von August Macke bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne, Franz Marc folgte am 4. März 1916 in Braquis bei Verdun. Ohne mich mit beider Biographie genauer zu beschäftigen, glaube ich nicht, dass sie dort den Masern erlegen sind, sondern, wie es immer so liebenswert verschüchtert heißt: im Felde der Ehre gefallen. Für uns ist das durchschnittlich hundert Jahre her, was man sich bildlich gar nicht anders denn als raffeliges Schwarzweißfoto vorstellen kann — für die zwei betroffenen Künstler von zarten 27 und 36 Lenzen war daheim die Ölfarbe auf den letzten Werken, deren Farbenräusche im Lenbachhaus richtig toll zur Geltung kommen sollen, noch gar nicht richtig trocken. Die hätten einen anderen Job gehabt.

Mir war der Blaue Reiter immer reichlich wurscht: quietschibunte Pferdchen und Kühchen, anatomisch fragwürdige Portraits überkandidelter Weibspersonen und Urlaubslandschaften in einer Art Plaka-Farben — austauschbares, beliebiges Zeug, ganz nett als Verzierung für Bürokaffeetassen, nicht abgrundscheiße, nur eben nichts, woran ich je Geld und Kunstverstand gewendet hätte. Aber wenn keiner mehr einsieht, was der erste mit dem zweiten Absatz zu tun hat, sind Macke & Marc (und die paar anderen Millionen) umsonst gestorben.

Unschlagbare Neue Gespenster eingetroffen … (Eine Art Nachlese vom Oktoberfest in München – ein freundliches Anti-Wiesn-Bashing)

DEM KATER SÎN BLOG: Hier spricht der Kater.

Die Künstler sind wie Sonntagskinder; nur sie sehen Gespenster. Wenn sie aber ihre Erscheinung erzählt haben, so sieht sie jedermann.

 

Ich möchte fast glauben, Herr Pastor, wir alle sind Gespenster. Nicht bloß das geht in uns um, was wir von Vater und Mutter geerbt haben. Es sind allerhand alte, abgestorbne Ansichten und allerlei alter, abgestorbner Glaube und dergleichen. Es lebt nicht in uns, aber dennoch sitzt es fest in uns, und wir können’s nicht loswerden.

 

Neeiiiin, nicht Halloween. Das Oktoberfest! Sehet die unschlagbaren Gespenster.
Die Gespenster des Oktoberfests
Die unteren Gespenster abgedeckt. (Mer waas nie, wer sich alles erkennt am letzten Oktoberfesttag – und dann hat der Kater des Gschieß mit den Rechten … ^^. (… am Bild…)

Und lesbarer in Groß, mit allerbester Rächtschraipung:

Neue Gespenster eingetroffen! In Groß.
Auch diese auf den Augen schröcklich abgedeckt, mer waas ja nie …

Das war das Lustigste am Oktoberfest. Auf dem der Kater höchstselbst am letzten Tage flanieren tat.

 

Auch sehr lustig:
Der einzig wahre Maiskolben. Huldigt ihm!
Huldigt dem Maiskolben! (Blick vom Augustiner-Biergarten aus, aber hey!)

Er, der Maiskolben, ist zwar nicht sonderlich bairisch, aber des is wurscht, net woar. Er ist internationales Barbequju. Des is wichtig. Im Angesicht des majestätischen Maiskolbens im Biergarten des Augustiner-Wahrzeichens, des Turms, nahm der Kater trotz der Widrigkeiten (voll und kaum ein Plätzchen zu finden) traditionell eine Maß Augustiner und ein Hendl zu sich.

Gruß also von der internationalen Wiesn vom internäschonäl Kater. Habe Gerhart Polt gesehen. Wie er von der Alternativ-Wiesn kumma is. Mitsamt seiner Entourage. Ansonsten nix Wichtiges. Die Leut im Biergarten waren wunderbar, lieb, angenehm und gaaanz normal. Null Schickimicki, keine Besoffenen, keine Randalierer, kein IS. Habe es genossen, so soll Wiesn sein.

 

Gruß
Der Kater, das Sonntagskind
Der geliebte Kater Mor. Wie er die Welt sieht.
In sich ruhend und geliebt von den Seinigen.

Mia san mia – und Kaiser simma eh.
Was das Maldöschen auf Gleis 1 mit der Landesausstellung Regensburg zu tun hat …

An was ich mich erinnere, war die extreme Dunkelheit im Dom und das gleißende Licht draußen. Die gute, aber viel zu kurze Führung und wie laut es in einem Dom sein kann, wenn mehrere Führungen auf einmal stattfinden. Man durfte innen nichts fotografieren und die Madonna mit dem Distelfink in der Kapelle am Kreuzgang wäre eine Sünde (also ein unerlaubtes Foto) wert gewesen.

Dabei sind wir eigentlich nur nach Regensburg, um mein metallenes Maldöschen aus dem Gleis 1 zu fischen, das dort am vorigen Wochenende beim Umsteigen in Regensburg aus seinem Rucksack fallend verloren ging.

Genauer: Das Maldöschen war meins. Und ich greinte, dass er es so lässig in eine äußere Rucksacktasche gestopft hatte, musste ja. Bekam ich einen erneuten Samstag in Regenburg geschenkt. Wir gleich auf Gleis 1 mein Einbein-Stativ (Manfrotto) ausgefahren und mit Klebeband unten an der Spitze präpariert, zwei nichtsnutzige Sonnenbrillen und mein Döschen aus dem Schotterbett gefischt. Gleich warense da, die Bahnbeamten: “Was machen Sie denn da?”

Waren wir aber schon fertig, hehe. Wir: “Nix!”

Und wenn man schon einmal da ist in diesem Regensburg, dann ab zum Ludwig, damit es sich rentiert. Hört sich an wie eine Kneipe, ist aber ein stock-eigensinniger Bayer wie er im Buche steht.
Ludwig der Bayer: Wir sind Kaiser!
Bild: Junggesellinnenabschiede unten, und alter Sack oben.

Wo Ludwig sich einst mit der Obrigkeit, den Päpsten, anlegte, sitzen heute ganze Regierungen samt ihrem Volk die Probleme aus und wenden sich Schabernack und Kostümparties zu.

Aus dem Besucherbuch 25.05.2014: “Lieber Ludwig, wir bitten für Deine Entlassung aus dem Fegefeuer.”

Junggesellinnenabschied im Schatten des Doms
Man sucht an diesem Tag lieber den Schatten.

Figur mit Löwe an der Fassade des Regensburger Doms Figur mit Löwin an der Fassade des Regensburger Doms
Wüstentieren wie Löwe und Löwin ist das schon lange ziemlich wurscht.

Schattiger Innenhof mit Platane des Café Prock Regensburg
Kluge Wölfe retten sich in einen schattigen Hinterhof.

Wolf im Innenhof des Café Prock beim Eiskaffee

 

Es gibt frischen Beerenkuchen (Erdbeere, rote Johannisbeere, scharze Johannisbeere) und jede Menge Sahne
Tortenporn: Kühle, frische Beerentorte (Erdbeere, rote Johannisbeeren, Heidelbeeren) mit saftiger Mohnunterlage und Sahneberg.

Vertreter der Regensburger Hofspatzen
Vertreter der Regensburger Hofspatzen warten auf Krümel.

Sonnendurchglühter Fuchsengang, Regensburg
Der Fuchsengang in Regensburg präsentierte sich sogar noch beim Heimgehen um 18:00 als sonnendurchglühte, menschenleere Gasse. Diese verdammte Hitze! Aber die Dose ist wieder da, das ist das Wichtigste … . Lieber Ludwig magst ruhig sein.

 

Gegen die Macht des Digitalen (2)
Für mehr Achtsamkeit

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Albert Einstein

DEM KATER SÎN BLOG: Hier spricht der Kater.

Ohne Bienen sehen wir alt aus. Zwar gibt es auch bei einigen Pflanzen Windbestäubung, aber eben nicht bei allen. Hier noch ein paar Honigbienen-Exemplare zur nostalgischen Erinnerung. Alle Aufnahmen wurden im Rosengarten München gemacht. Rechts der Isar.

Viele Bienen auf Allium Giganteum, dem Riesen-Zierlauch
Riesenzierlauch, Allium Giganteum

Wer jetzt allmählich Musik aus dem Off hört, hat keine Hallus, sodern das ist der Video-Beitrag einen Beitrag weiter unten über einen wunderbaren Kalligrafen mit seiner bewundernswerten Handfertigkeit. Absolut sehenswert!

Einzelne Biene auf Allium Giganteum beim Pollensammeln,  Nahaufnahme
Riesenzierlauch, Allium Giganteum, close up

Keine einzige Biene auf Allium Christophii, dem Sternkugelllauch, zu finden
Sternkugellauch, Allium Christophii, close up

 

Gruß
Der Kater

 

Agnes’ neue Welt

Vieles erinnert an einen französischen Spielfilm, den es mal im Kino gab.
Aber der hier ist wahr:

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/lebenslinien/lebenslinien-128.html
43 Minuten.

Wie eine Frau das Grobe, Autoritäre und Herzlose ihrer Kindheit hinter sich lässt und sich ein Leben in Fülle aufbaut. Hut ab! Einiges ist mir zu eso, doch das stört mich hier gar nicht. Es passt. Das Wort Achtsamkeit passt hier, absolut.

Einiges am eigenen Leben fällt einem da ein. War auch eine, der der harte Ton und das einander nicht Zuhören zuhause nicht gefiel und die ebenfalls rasch auszog. Was sie dann aber geschafft hat, übersteigt bei weitem das, was ich jemals hingekriegt habe. Ich habe tiefen Respekt: eine Riesen-Lebensleistung. Aber nicht wie man viel Kohle scheffelt und andere ausschmiert, sondern wie man mit der Gemeinschaft ein innerlich reiches Leben führt.

Der Trailer für Schnellgucker zur Einstimmung:


(Der leider zu viel aus BR-Eigenwerbung besteht, knurr)
 

 

Mehr Zeit statt Zoich

Auch dieses Weihnachten wünsche ich mir keine Hetze, sondern mehr Zeit für und mit meinen Lieben, meinem Mann, meiner Tochter, meiner Katze, meiner Familie.

Und dafür lieber keine Geschenke.

Ich wünsche mir und uns einen Kaminabend mit gutem Wein und guten Gesprächen, ich wünsche mir gemeinsames Kochen. Ein gemeinsamer Wander- oder Maltag mit meiner Tochter wäre auch nicht schlecht. Ich wünsche uns einen schönen Konzertabend mit stimmungsvollem eating out & getting drunk …

Diese Aktion hier kann dazu beitragen, dass sich der Gedanke mehr verbreitet, wie wertvoll geruhsame gemeinsame Zeit miteinander ist.

Die Website Zeit statt Zeug - eine gute Aktion nicht nur für Weihnachten.

 

Ich wünsche euch allen eine gute Zeit!

 

 

Hurra, die neuen Zahnrädchen des Küchenmixers sind da. (Geplante Obsoleszenz ade)

(Was bisher geschah: Artikel Abschied in Wehmut. Voreiliger Nachruf auf einen Handrührer.)

Bin gespannt. Das Päckchen mit den neuen Zahnrädchen von Elektro-Franck ist gekommen. Werden sie passen? Wird das Küchenrührgerät wieder gehen? Schaun mer mal.

Bild: Die neuen Zahnrädchen liegen vor dem geöffneten Gehäuse des Mixers.
Die neuen Zahnrädchen (Beater Gears von Kenwood) für den Privileg-Mixer liegen bereit.

Obsolenz, nein Danke. die neuen Zahnrädchen sind da! Und schon eingebaut.
Und eingebaut. Die alten ausgeaperten Zahnrädchen jetzt vorne. Man sieht deutlich die Spuren der Zeit.

Bild: die abgeschliffene Stelle des alten kaputten Zahnrädchens
Und hier sieht man die abgeschliffene Stelle, die das Rührwerk des Küchenmixers mit einem Klackern sofort zum Stillstand brachte.

Bild: Jede Menge Staub im Inneren des Mixers.
Und so sieht es aus, wenn man alte Geräte aufmacht: jede Menge Dreck.

Bild: Der Innenraum des Küchenrührgeräts ist gesäubert und die reparierten Innereien dürfen wieder rein
Nach erfolgreicher OP darf das Rührwerk wieder zurück in den sauberen Bauchraum.

Bild: die Menga an Staub, die in einem alten Elektrogerät wie diesem Küchenmixer schlummert
Oha! Nichts für Ete-Petete-Prinzessinnen und Sagrotan-Hygieneapostel. Die Menge an altem gelblichem Mehl- und Umluftstaub, der in einem 30 Jahre alten Küchenmixer schlummert. In einer Kehrrichtschaufel sichtbar gemacht. Links das mit einem Pinsel gereinigte Gerät.

Bild: Das Rührwerk ist dank der neuen Zahnrädchen wieder voll funktionsfähig, der Motor läuft tadellos.
Man darf gerührt sein. In neuem Glanz und tadelloser Lauf: das Rührwerk und der Motor.

Bild: Beide Rührquirle drehen wieder.

14 Tage war der Mixer krank, jetzt dreht er wieder, gottseidank. Beweisfoto.

 

Top 5 Party-Facts über München

5.: In München hat seit 1498 keine Syphilis-Epidemie stattgefunden.

4.: In der Bogenhausener Wohnung vom Adolf ist heute die Polizei drin.

3.: Der einzige, der jemals die alte Marketing-Coach-Legende mit den Kosmetikartikeln auf dem öffentlichen Klo für voll genommen hat, ist der Allacher Schuhmair in der Ludwigsfelder Straße.

2.: Das Neuperlacher Einkaufszentrum Pep hat den einzigen Kaufland Münchens, einen Starbucks mit integriertem Theater und die größte freitragende Glaskuppel Deutschlands.

1.: Isar-Athen ist die nördlichste Stadt Italiens.

Florida

Buidl: Das Le Florida am Eck Kurfürsten- und Georgenstraße, selber gemacht. Schenk ich Ihnen vorsichtshalber, bevor mir einer copyrightlich was will. Dann muss es bloß noch jemand geschenkt wollen.

Abschied in Wehmut. Voreiliger Nachruf auf einen Handrührer.

Eine Satire – und dann doch eine echte Lösung.

UPDATE: Oder wie ich nach absolut verrückter Suche und verloren in politischen Netz-Wirrungen dann doch noch das rettende Zahnrad-Paar für mein 36 Jahre altes PRIVILEG-Mixerchen fand. (Lösung am Schluss des Beitrags, weit nach unten scrollen)

Ganz neu: Update II. Wie es weiterging: Geplante Obsoleszenz ade. Hurra, die neuen Zahnrädchen des Küchenmixers sind da. Bin gespannt: Der Einbau. Wird es klappen?

Ersatzteil Zahnrad für 36 Jahre altes Küchenrührgerät Privileg gefunden - Abschied in Wehmut

36 Jahre lang gerührt, nicht geschüttelt. R.I.P.

Der voreilige Nachruf

Damals, als die QUELLE noch nicht pleite war, sondern ein ordentliches biederes Unternehmen zu sein schien  –  und dessen Marke PRIVILEG der schwäbisch sparsamen, züchtigen Hausfrau als eine ziemlich ordentliche Handelsmarke vorkam …, da gründete ich meinen ersten eigenen Haushalt mit Mann und Kind. Dieser PRIVILEG-Küchenmixer mixte Füllungen und Teige, er folgte mir in meine dann wieder kleinere Bude, als ich in Nürnberg Studentin war. Und tat in München genau bis diesen Dienstag 22. Oktober 2013 seinen Dienst. Er verstarb, während er den Teig eines Zitronenkuchens rührte. Starb quasi in den Stiefeln.

Ich werde ihn vermissen, zu viele Erinnerungen hängen dran. Und: Heutige Rührgeräte sind bei weitem nicht so solide.

Ersatzteil Zahnrad für 36 Jahre altes Küchenrührgerät Privileg gefunden - Blick von vorne

Knack – der linke Quirl dreht nicht mehr. Ursache, Ergebnis der Obduktion: abgeriebenes, kaputtes Zahnrad innen, vermutlich auch abgenutztes Ritzel. Motor ist noch voll  o. k. Leider keine offiziellen PRIVILEG-Ersatzteile mehr für Doppelzahnrad und Ritzel. Inoffiziell ginge vielleicht noch was: Man müsste zig Elektro-Bastlerläden durchkrautern …

Hurra Ersatzteil Zahnrad für 36 Jahre altes Küchenrührgerät Privileg gefunden - Blick auf die Quirle, ganz von vorne

… schnief.

36 Jahre alt bist du geworden.

 

:::::::::::::::::::::::::::: UPDATE ::::::::::::::::::::::::::::::::::

Zusammenfassung: Nach dem Genuss unfreiwilliger Politsatire Lösungsansatz aufgetaucht

Hatte das Gerät ja auseinandergenommen – jede Menge Mehlstaub seit Herbst 1977 drin … (77, das Jahr der RAF-Schleyer-Entführung)

Obduktion ergab: Das Gehäuse war solide verschraubt, nicht wie heute das Glump zusammengeklickt oder gar geklebt. Die Kupferwicklung und der gesamte Motor geschützt und noch nach 36 Jahren nahezu sauber. Das ausgeaperte Zahnradpaar ausgebaut und im Netz nach einem gleichen gesucht. Wollte fast aufgeben, hatte null Erwartungen. Fand im Netz zufällig den Artikel Das Quelle Versandhaus und die Wirtschaftshilfe aus der DDR Wie der nach 45 entnazifizierte Quelle Konzern sich seinen Erfolg im Westen dadurch gesichert hat, indem er in der DDR die Privileg-Geräte gut und billig hat bauen lassen.

Ver-nuttete Kommunisten und der dumpfe Kapitalismus in trauter …, man ist fassungslos ….

Etwas sachlicher dieser Link: “Wikipedia über die Traditionsmarke Privileg bei QUELLE”

Der wirklich wichtige und weiterführende Gedanke, den der hoffnungsvolle Schrauber aus dem DDR-Artikel rausliest, ist aber der:
! Es gibt irgendwo noch Ersatzteile. Sie heißen nur anders: “Privileg” pappt(e) doch nur als Fassade auf den Geräten.

Also DDR und den Namen “AKA” gefunden:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/228357.reparatur-statt-muelltonne.htmlReparatur statt Mülltonne. Ein Hobbybastler repariert DDR-Handmixer und ein Betriebswirtschaftler erklärt den Leuten, warum Wegwerfen keine Lösung ist.” (Guter Mann, die Hoffnung aller Nostalgiker.) Seine Website: http://www.murks-nein-danke.de/

Dann weiter etwas hoffnungsvoller mit verbesserten Schlagworten gesucht wie “privileg baugleich mit …”, mit AKA (diese alte DDR-Marke, die heute von diesem Hobbybastler aus Berlin, s. o. betreut wird), mit AEG, auch mal mit Kenwood, weil ich plötzlich in der Bildersuche ein leider nur verdammt ähnliches mit “Kenwood” vertagtes Zahnradpaar sah. Grübel, Kenwood, die Billigheimer mit den Proll-Boxen im Manta …?

Ach, alles Halluzination. Ersatzteile von 36 Jahre alten Elektro-Geräten gibt es nicht mehr.

Gibt es doch!

Das Zauberwort war: baugleich. Wider allen Erwartens bei Elektro Franck unter HM320 und KMIX das optisch genau passende Zahnradpaar gefunden.

Lösung:

http://www.elektro-franck.de/index.php?cl=details&cnid=11596&anid=82961&listtype=list&&sid=slot79tcaucfgr4t4krnpmjcu2

HM320 =KMIX = Kenwood-Mixer. Hat alsoTeile wie der alte PRIVILEG-Mixer. Muss man auch erst mal draufkommen.

Also diese britische Küchengerätefirma Kenwood (nicht die japanische Kenwood mit den Boxen) hat also mit der Quelle, gar mit der DDR … oder die bieder-deutsch erscheinende, aber in Wirklichkeit gerissene Quelle damals schon mit Kenwood? Oder die DDR, die ihr Volk gnadenlos einsperrte und mit Zweitakter-Plaste & Elaste-Autos versah, auf die man über 10 Jahre lang warten musste, auch für Kenwood, das kapitalistische Böse in UK? Gomorrha. Will das gar nicht weiter-ermitteln.

Kostenpunkt des netten Zahnradpaars: 2,49 EUR plus Versandkosten.

Warte jetzt gespannt auf die Lieferung.

Wenn die Dinger passen, der Mixer damit wieder läuft, bestell ich gleich noch mal welche, sind ja heutzutage laut www.murks-nein-danke.de schnell verschleißende Verschleißteile von Handrührgeräten… :

Neuester Handrührer-Murks von ganz neuen Geräten (hier BOSCH): http://www.murks-nein-danke.de/murksmelden/handruehrgeraet-mfq-4020mfq40-bosch/

Der Mixer wird derart bevorratet Tortenfüllungen mixen bin in alle Ewigkeit. Und der Elektromüllberg nur ein paar µ-Millimeter niedriger sein.

 

Rente mit 70

Der Rente mit 67 oder gar mit 70 gewinnt nur eine kleine Minderheit etwas ab. Demografen und Ökonomen mögen solche Zahlen zur Verzweiflung treiben. Spricht aus ihnen nicht eine Wirklichkeitsverweigerung, die an Verstocktheit grenzt? Haben die Deutschen noch nie etwas von der sich umkehrenden Alterspyramide, vom jetzt schon zu spürenden Arbeitskräftemangel, von Generationengerechtigkeit gehört? Liegt ihnen an der Erwerbsarbeit nichts, die doch nach landläufigem Verständnis das entscheidende Portal zu einem gelungenen Leben ist?

Natürlich haben die Deutschen von alldem gehört. Frührente streben die wenigsten an. Und wenn die Not es wirklich gebietet, werden die meisten arbeiten bis zum Umfallen, was denn sonst? […] Ohne großes Murren haben die Deutschen es hingenommen, dass die Rentenreformen der vergangenen Jahre faktisch nichts anderes als Rentenkürzungen waren. Sie wissen um die Funktionsgesetze des Rentensystems. Aber jeder Einzelne versucht doch, der Tributpflicht in diesem System eigene, individuelle Grenzen zu setzen. Das hat durchaus etwas mit Selbstbestimmung zu tun. […] Die Aussicht auf Kinderbetreuung und Altenpflege veranlasst die Deutschen offenbar nicht dazu, sich länger als unbedingt nötig am Arbeitsplatz aufzuhalten. Die Familienarbeit hat gegenüber der Erwerbsarbeit den großen Vorzug, dass sich ihr Sinn ohne Weiteres erschließt.

Eckhard Fuhr: Diese kostbare Zeit in: Die Welt, 6. August 2013.

Englischer Garten München, Eisbach, Sonntagfrüh 7 Uhr

“Mei, Hansei!”

“Wosn, Gretl?”

“So schee is heit!”

Wunderschee is heit, Gretl.”

“So schee!”

“Du, Hansei?”

“Was nachat, Gretl?”

“Du, Hansei! Was mechst jetz du amoi macha, wannst amoi sechzg Johr oit bist?”

“I und sechzge! Omeiomeiomeiomei, Gretl, wann ma des no derlebm kanntn!”

“Sei kannt’s scho.”

“Ja, gell, sei kannt’s scho. Ja, was wollt ma da no macha.”

“Dei Rentn kriagst eh erscht mit siebzge. Da muaßt scho no irgendwos macha.”

“Dann will i jednfalls nimmer nach der Pfeifn von so am fuchzjahrign Rotzleffl tanzn miassn.”

“Ja, gell, Hansei, des waar schee, wann ma des kannt.”

“So schee waar des!”

“Altenpfleger!”

“Wie meinst, Gretl?”

“Altnpfleger kanntst wern! Altnpfleger, de wern gsuacht!”

“Ja, da hast recht, Gretl. Mit sechzge kannt i a Altnpfleger wern.”

“Aber Hansei, kamma denn mit sechzge no was Neis wern?”

“Warum denn net, Gretl. Mei Vater war Eisenbahner. Wie der vierzge war, hat der überlegt, ob er net Rentner wern kannt.”

“Ja, dei Vater! Und der war Eisenbahner! Und der war vierzge!”

“Ja, genau. Und i bin dann halt der Hansei und sechzge.”

“Und Altnpfleger, die wern ja gsuacht.”

“Ja, genau, Gretl, Altnpfleger wern gsuacht. Rentner, die wern net gsuacht.”

“Naa, Hansei, da san’s froh, wann’s koan sehng!”

“Haha, ja. Und da kannt i endlich meim oitn Schulspezl oans neiwürgn, der wos mi oiwei nia in sei Fuaßboimannschaft neigwählt hat, obwohl dass i’n oiwei hob abschreibm lassn in Deitsch. Na wart, wenn der im Altersheim is und zu mir kummt.”

“Ja, Hansei, des machst!”

“Und ob i des mach. Und wenn i siebzge bin, dann geh i in Rentn.”

“Is ja eh nimmer so lang hin, wiest jetz scho g’arbat hast!”

“Naa, Gretl, so lang is nimmer.”

“Is dei Vater dann mit vierzge a Rentner worn, Hansei?”

“Naa, Gretl. A Pensionist is er worn. Und aa erscht mit über fuchzge.”

“Was hast du gmacht, wiest vierzge warst?”

“O mei, Gretl. Woaß i heit nimmer. Wahrscheinlich no studiert.”

“Was, studiert hast aa?”

“Freilich, Gretl. Sonst wird ma ja nix.”

“Naja, vui worn bist aa so net.”

“Da hast recht, Gretl. Aber wie i fuchzehn war und was hätt lerna solln, da war i no zu bläd.”

“Was hättstn da lerna wolln, mit fuchzehn?”

“Hab i aa net gwusst. Wennst denkst: Da war i ja erscht fuchzehn!”

“Hast aa wieder recht, Hansei. Mit fuchzehn warst du bestimmt saubläd.”

“Ham’s mir aa alle gsagt. Da hab i halt des Abitur gmacht und studiert.”

“Und? Hat’s was bracht?”

“Was soll’s bracht ham. A Arbat hab i gfundn.”

“Ja, Hansei, des is gscheit. A Arbat braucht ma ja.”

“I hab koane braucht. A Geld hab i braucht.”

“Da hättst aber mehra kriagt, wennst scho mit fuchzehn was glernt und des Arbatn angfangt hättst!”

“Da miassat i ja fünfundfuchzg Jahr lang arbatn, von fuchzehn bis siebzge!”

“Ja, Hansei, des is lang.”

“Jetz is scho nimmer so lang.”

“Wann hast nachat du zum Arbatn angfangt, Hansei?”

“G’arbat hab i dauernd was, aa mit fuchzehn scho. Bloß zahlt ham’s alle nix.”

“Aber wennst arbatst, da muasst doch a Geld rauskriagn!”

“Beim Ferienjob praktisch nix. Beim Praktikum meistns gar nix. Beim Bund aa net viel. Am meistn springt beim Studiern raus, da zahlst koa Steuer net. Und mit dreißge war’s dann eh scho wurscht.”

“Warum war’s da wurscht, Hansei?”

“Na, mit dreißge machst aa koa Karriere nimmer.”

“Und studiert hast, damitst a Arbat findst. Und weilst so lang studiert hast, kriegst jetzt nix.”

“Genau, Gretl. Des is des mit dem Ding.”

“Aber dann arbatst ja doch fünfundfuchzg Jahr lang, wennst mit fuchzehn angfangt hast?”

“Irgendwie scho, Gretl. Bloß rauskriagn duri nix.”

“Aber mit sechzge wirst ja Altnpfleger.”

“Naja …”

“Ja — net, jetzt?”

“Na, vielleicht muaß i aa einfach mein eignen Vater pflegn.”

“Aber der zahlt dir ja nix, Hansei!”

“Freilich net.”

“Da kannst ja froh sei, dasst koane Kinder hast, sonst miassast die aa no pflegn!”

“Genau, Gretl. Da samma froh.”

“Aber Hansei!”

“Was nachat, Gretl?”

“Wolltst du aba net nachat aara Buach schreibm? Und Tomatn züchtn! Und a lange Wanderung macha! Und über Moos und Flechtn und Farn und Gros und Schwammerl und Kreizblütler forschn! Und des Klavierspuin lerna! Und oamoi a rothaarade Österreicherin vegln! …

“… kennalerna, hab i gsagt …”

“… kennalerna! Aber gä, Hansei, bussln daadsda’s scho aa, ha?”

“A geh weider. Wos wui denn des arme Madl mit so an oidn Saubartl wia mir.”

“Und … und … und amoi Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ganz auslesn!”

“Scho, Gretl. Kann i ja dann ois.”

“Ja, und — wann machst nacha des?”

“Mit siebzge dann.”

“Wennst dann no was siehgst, moanst!”

“Ja, genau, Gretl, wenn i dann no was siehg.”

“Aber wennst Glück hast, bist ja dann scho hii.”

“Ja, genau, Gretl, wenn i Glück hab.”

“Des wird schee, Hansei!”

“So schee.”

Buidl: Englischer Garten z’Minga am Eisbach, Sonntagfrüh um siebene.
Wann denn wohl sonst.

(Der Text ist zum Vortrag freigegeben. Funktioniert bestimmt auch in anderen Dialekten. Bloß erfahren will ich gern davon.)

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