Immer noch nicht raus ist ja, ob Dialektlyrik jetzt wirklich ausdrucksvoller als Lyrik in “hochdeutscher” Standardsprache ist. Ich versuch mal einen Vergleich, vorsichtshalber angefangen mit der hochdeutschen Version, zum Wohle unserer Leser nördlich der Pegnitzlinie. Und südlich davon eigentlich auch.

Tattoo

Die zwei Buchstaben
am dritten Halswirbel werd
ich noch vermissen.

Inhalt erfasst? Dann nochmal den gleichen Silbenfall mit so vielen Informationseinheiten, wie reinpassen:

Dadduu

Di zwaa Bouchschdoom am
driddn Groongwirbl wer i


nu schwer vermissn.

Sieg nach Punkten für die Dialektversion, die noch das “schwer” unterbringt. Inhaltlich sind beides keine Haiku, es lappt eher ins Senryu. Und überhaupt:

Wenn man mit seiner
Frau ein Tanka schreibt, ist das
dann schon ein Renga?

Zähl Silben, soviel du willst,
schreib einfach bloß kein Hentai.

Soundtrack: Justin Johnson: Ace of Spades, solo auf dreisaitiger Gartenschaufel, (“Ace of Shovels”?) aus: Motörhead: Ace of Spades, 1980: