Die Nachkommen von Ernest Hemingways Lieblingskater Snowball heißen Hemingway-Katzen. Snowball trug an den Vorderpfoten je 6 statt normalerweise 5 Zehen; ob er hinten 5 statt normalerweise 4 trug, ist nicht überliefert. Heute wird im Andenken an Snowball der Begriff Hemingway-Katze für alle polydaktylen Katzen benutzt. Polydaktylie vererbt sich autosomal-dominant, manifestiert sich also nicht bei allen Genträgern, die Merkmalsträger sind nicht gesundheitlich beeinträchtigt: Menschliche Zwölfender leben — bis auf eine gewisse Abneigung gegen das Tragen von Flip-Flops — vergnügt unter uns, bei Katzen sehen die extrabreiten Pfoten sogar ausgesprochen putzig aus.

Hemingway bekam Snowball 1935 auf seinem Alterssitz in Kuba geschenkt. Katzen waren in Hemingways Weltbild so ziemlich die einzigen Lebewesen, die sich weder zum Abschießen noch zum Flachlegen eigneten. Vielmehr versammelte er diese perfekt durchgestalteten, liebenswertesten Tiere aus Gottes Portfolio um sich — “One cat just leads to another” — und versorgte etwa 35 davon. Die kannte er mit Namen und Stammbaum auseinander und ließ sie bei sich zu Tische speisen. Begeisterter Snowball.

Im weiteren Verlauf zeugte Snowball 60 Nachkommen, etwa 30 davon mit einer Zehe pro Pfote zuviel, manche auch nur an den Vorderpfoten, das macht bis zu 22 Zehen pro Katze. Nach Hemingways Selbstmord wurden alle überlebenden Katzen ins heutige Ernest Hemingway Home and Museum in Key West, Florida überführt.

2003 war die Katzenpopulation im Hemingway-Museum, einem Bau im spanischen Kolonialstil mit halbverwildertem Grundstück über ein Hektar, optimales Mausgebiet, auf etwa 50 angewachsen. Dann kam das United States Department of Agriculture dahinter, dass Katzen dort nicht leben dürfen. Nicht in dieser Ballung, nicht ohne Zoolizenz, nicht ohne Zaun drumrum.

Nach fünf Jahren harten Verhandlungen zwischen Museum und USDA hat man sich endlich darauf geeinigt, dass die Katzen, zumal sie allesamt wohlgenährt, gesund und zufrieden wirkten, nicht nur hier wohnen bleiben dürfen, sondern auch ein Taschengeld von 200 Dollar erhalten — pro Tag und pro Katze.

Haben Sie mitgerechnet? Das sind zehntausend Dollar täglich. Kann man gerne mitnehmen, statt obdachlos oder eingesperrt zu werden. Die Katzen stehen nicht zum Verkauf.

Aktuell verlautet über die inzwischen 54 Katzen, die es heutzutage gern schon mal auf sieben Vorderzehen bringen (also 26 insgesamt), über Martha Ross: Ernest Hemingway’s Key West home, cats safe after making it through Hurricane Irma, 8. September 2017:

UPDATE SUNDAY 5 p.m. PST: Ernest Hemingway’s historic home on Key West, its employees and its famous 54 cats are all safe after Hurricane Irma passed through the Florida Keys early Sunday morning, the home’s executive director told MSNBC.

Man muss sich im hiesigen Leben sehr, sehr gut benehmen, um im nächsten eventuell Katze zu werden.