Wenn’s mal auf hart kommt, bin ich eine Enttäuschung für jeden Psychoanalytiker. Ich träume nämlich nicht und werde ihm nichts zu erzählen wissen. Die fünf ersten Probestunden, von denen man so viel hört, werden dahingehen mit der Diskussion darüber, dass jeder Mensch träumt, was mir aber nichts hilft, weil ich mich nun mal an nix und wieder nix erinnern kann, und die nächsten zehn Stunden mit der Diskussion darüber, dass “Ich kann nicht” mitnichten “Ich will nicht” bedeutet, sondern “Ich kann nicht”, weil ich nämlich sonst “Ich will nicht” gesagt hätte. Es wird alles sehr ungedeihlich, wenn’s mal auf hart kommt.

Weil mich die Leute auch dauernd für so einen Träumer halten müssen. Mir wird aber auch grundsätzlich unterstellt, dass ich ein schlimmer Kiffer wäre, dabei bin ich wirklich so.

Letzte Woche zum Beispiel. Da war ich eingeladen. So weit weg, dass ich anderwärtig übernachten musste. Im Kinderzimmer nämlich. Da war die Nachttischlampe ein Leuchtglobus (oder ein Leuchtglobus die Nachttischlampe, je nachdem). Die Gastgeberin brachte mich ins Kinderbettchen und erklärte mir, wie man die Nachttischlampe (oder den Leuchtglobus) ausknipst, wenn man sich durch die Märchenbücher im ganzen Kinderzimmer gelesen hat.

“Und? Was Schönes geträumt?” fragte sie später beim Kaffeekochen.

“Nö, ich träum nie was.”

“Jeder Mensch träumt.”

Bevor das Gespräch schon in seiner Frühphase eine ungedeihliche Richtung einschlagen konnte, steuerte ich bei: “Und was man in der ersten Nacht in einem neuen Haus träumt, geht in Erfüllung.”

“So neu ist das Haus gar nicht, ich hab bloß Staub gesaugt.”

“Und die Märchenbücher nach Farbe geordnet.”

“Alle ausgelesen über Nacht?”

“Woher denn. Ich bin bloß platt rumgelegen, hab der Welt auf den Arsch geglotzt und bin bis vor zwei Stunden nicht drüber hinweggekommen, dass auf den Sandwichinseln das erste n fehlt. Sadwich Islds.”

“Kann sein. War im Angebot bei Weltbild.”

“Logisch. Dann dürfen die auch Tippfehler auf ihren Globus machen, wenn’s bloß um die Bilder geht.”

“Apropos Sandwichinseln: Wurst oder Nutella?”

Und ich wusste wieder, warum ich mich lieber von ihr einladen ließ als vom nächstbesten Psychoanalytiker.