Wo wir uns letzte Woche gerade so schön über Banjosaiten unterhalten haben: Die Meldung der letzten paar Wochen war, worüber ich mir jeglichen Widerspruch verbitte, die Kleinanzeige in tz vom Donnerstag, den 11. Juli 2013:

Hallo Blues Picker! Amerikanisches, wunderschönes Weymann Gitarrenbanjo, Bj. 1924 aus Philadelphia, sehr selten. 690,- €. Drei Ukulele-Banjos aus USA zw. 400,- u. 600,. € [Telefonnummer].

zusammen mit Die Fundgrubengeschichte von Katrin Woitsch aus der Woche darauf: Ein Banjo, drei Ukulelen und jede Menge Liebe zur Musik.

Das muss ich erklären. Für die Fundgrubengeschichten wählt die tz jede Woche eine Kleinanzeige aus ihrer Rubrik Fundgrube aus, ruft den Inserenten an, und statt ihm seine redaktionell ergiebige Fundsache abzukaufen, interviewt sie ihn. Manche machen bereitwillig mit, ist ja auch eine ziemlich exklusive Werbung für so einen Fundgrubenfund. Menschlicher Touch, Geschichten, die das Leben schreibt, O-Ton, Leserkontakt, Zielgruppenanalyse, Stammkundenpflege, solche Sachen. Nicht das Schlechteste, was eine Zeitung anstellen kann.

Gitarrenbanjos, das sind die mit sechs statt vier oder viereinhalb Saiten, die wie eine Gitarre gestimmt sind. Deshalb singen sie mit der gleichen Stimme wie ein Banjo, aber gleichsam in einer anderen Sprache.

Verkauft wurde das seltene Weymann-Stück zufällig von Tommi Piper. Kennen Sie nicht? Doch, kennen Sie. Wenn schon nicht am Gesicht als Schauspieler, dann wenigstens vom Hören. Als Synchronsprecher, und da am wahrscheinlichsten als Stimme von Alf. Am zweitwahrscheinlichsten als Stimme von Alan Alda als vorbildfähiger Captain Benjamin Franklin “Hawkeye” Pierce in M*A*S*H.

Am dritt- bis n-wahrscheinlichsten als freundlichen Nachbarn in Oberschleißheim. 72 ist der Mann inzwischen, lächelt auf allen freigegebenen Portraits sehr einnehmend und hat über die Jahrzehnte eine so große Sammlung von Saiteninstrumenten aus den 1920er Jahren angehäuft, dass er sie schon wieder auflösen muss.

Leicht fällt das nicht: Eine angestammte Gitarre kann man verkaufen, man kann sich auch einen Finger abhacken lassen, das ist alles schon vorgekommen und überlebt worden. Was den freundlichen Hern Piper nach seinem ersten Verkauf über die tz auch noch zu einem zweiten ermuntert hat, war die gute Erfahrung. Jemanden zu treffen, der seine Gitarrren besser spielen kann als er selber, war es ihm wert. Also watch out, historic musical Schnäppchenjägers: Tommi Pipers Gitarren, Banjos und Ukulelen werden ab sofort über die Fundgrube der tz vertickt. Und bitte, wenn ihr euch mit ihm in Oberschleißheim trefft, um die neue alte Axt testhalber anzuzupfen, seid nett zu ihm; der Mann scheint mir ein recht feiner Knopf, den wir nicht vergrätzen wollen.

Das Schöne an der Meldung der Woche ist, dass sie in keiner Klatschkolumne erschien. Das Thema wurde auf gut Glück aus den Kleinanzeigen gefischt und bestätigt, dass einer, der dafür bezahlt wird, wie Hawkeye zu reden, auch sonst was taugt. Mal sehen, ob ich ein Ukulelchen von 1920 brauchen kann, die Handynummer steht brühwarm in der tz und in markt.de.