Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Januar 2013

Der Tanz der Tinte, der speckige Glanz des Wischfingers – Gottes Werk und Teufels Beitrag.

The worst thing you write is better than the best thing you didn’t write.
-Unknown

Baumstamm ohne Krone_dunkler

Schreibst du noch oder wischst du schon? Das trifft es fast zu kurz, denn wir gehen um unserer condition humaine willen noch einen weiteren Schritt zurück, ach, eigentlich vorwärts: Wir schreiben mal wieder was frei mit der Hand.

Was es da zu entdecken gibt.

Kimonofrau und Spirale

Dann darf auch gerne statt zur Breitfeder zum Pinsel gegriffen werden und ein Kimono dabei herauskommen oder ein Drachenwind.

Ach, man ist doch versucht, das Smartphone wegzuwerfen, denn es ist kaum so kommunikativ und ausdrucksvoll. Und ästhetisch ist das (Weg-)Wischen auf den rundgelutschten hochglänzenden Fliegenklatschen auch nicht wirklich, eher die Reflexbewegung von Burnout-Sklaven – Ex und Hopp, das Gegenteil von Zen. Was meint der Leser.

Buchempfehlung: Tintentanz – Die Ausdruckskraft der eigenen Handschrift entdecken.

Antiktusche von Rohrer und Nachtblau von Manufaktum

Haben Deutsche Geschmack?

WELT am SONNTAG:

Herr Siebeck, glauben Sie immer noch, dass man in Deutschland eher einen Schäferhund vor laufenden Kameras totschlagen kann als zuzugeben, dass man gerne Austern isst?

Wolfram Siebeck: Das war doch ein gut formulierter Satz von mir …

“Ich habe Selbstmörder sehr gern, also nur lustig ans Werk.”
(Schwejk zu einem Mitgefangenen, der sich erhängen möchte.)

 

Also, um neben den Antworten von Geschmacks-Päpsten wie Siebeck  …

… also um auf die ebenfalls gleichlautende uralte Grafikdesigner-Frage zurückzukommen (ich bin Grafikdesigner), ob Deutsche Geschmack haben:
Melde gehorsamst, dass nein. Sie haben nicht nur keinen, sondern versuchen auch noch Deutungshoheit darüber zu bekommen, wie wenig er kosten darf. (Im Idealfall nichts).

Am schönsten sieht man das immer wieder an den von der jeweiligen lokalen Presse – im Volksmund “Bratwurstjournalisten” – induzierten Shitstorms zu Stadtmarketing-Logos und ihren Erscheinungsbildern. Der Tenor: Kosten dürfen sie nichts, aber was zu sagen dazu hat jeder, der meint, Bürger der jeweiligen Häuseransammlung zu sein.

Um die kuschelige Situation abzurunden, werfe ich 3 weitere Brüllerthesen in den Raum:

These 1: Es ist nicht so, dass das Stadtmarketing-Logo für den dort wohnenden Bürger zur Festigung seiner Stadtliebe geschaffen wird.

Das Ding mit der besseren Selbst-Identifikation des demokratischen Souveräns Bürger machen Bürgermeister und die hiesigen Stadtmarketingabteilungen dem Bürger nur weis. Um ihm das Geld dafür abzuknöpfen. Legitimation.

In Wirklichkeit ist es immer nur ein Marketing- und Lockzeichen fürs Image von jot-we-de aus gesehen, für Leute, die NOCH NICHT in der Stadt sind: Touristen. Und Gewerbe und Industrie, welche da hin sollen. Zur Verbesserung des Stadtsäckels. Diesen Umstand verkennt der ansässige Bürger.

 

These 2: Es ist nicht nur so, dass nur der deutsche Bürger keinen Geschmack hat, der Lokal-Journalist hat ebenfalls keinen.

Man sieht es an seinen schlechten Anzügen, an dem heraushängendem Hemd, dem schlechten Bürokaffee.

 

These 3: Auch die an Stadtmarketing-Logos – und Erscheinungsbildern arbeitenden Gestalter haben keinen Geschmack.

Und keine Ahnung von Semiotik. Sonst hätten sie längst erkannt, dass es ein Unding ist, mit ein- und derselben Gestaltung gleichzeitig Touristen und Industrie anlocken zu wollen. Und hätten längst ihre städtischen Auftraggeber – diplomatisch versteht sich – behutsam über die Nichtlösbarkeit der Quadratur des Kreises oder über das eierlegende Wollmilchschweinschaf im einzelnen aufgeklärt.

Aber nein, sie tun es nicht. Tun so, als ob das alles gleichzeitig möglich sei.

Immerhin haben Kassel und seine Designer nicht die Gebrüder Grimm und die Dokumenta gleichzeitig im Stadtzeichen zusammengeschweißt. Uff! Etwas besseres als den Tod findet man überall … möchte man dankbar rufen. Wenn nur nicht jetzt der depperte Bindestrich gewesen wäre, der manchem Bürger fehlt, weil der Duden ist ja wichtig – wären fast alle zufrieden.
 

Dankbar zurück zu den “normal widersprüchlichen” anderen Stadtzeichen:

So ein Zeichen mit diametral entgegengesetzten Doppel-Anforderungen wirkt immer seltsam unausgegoren, egal wie kunstfertig umgesetzt. Zweitens wird es dann immer Argumente gegen das eine oder andere Element darin geben – je nachdem, welchen Aspekt der Betrachter eher betont sehen möchte. Und er wird, wie ein Wackeldackel. Shitstorm fast vorausprogrammiert.

Und jetzt sind wir wieder beim Bürger, der wütet.

Vielleicht ahnt er den Beschiss. Obwohl er ganz und gar keinen Geschmack hat.

Dummerweise versucht er sich bei seinen Kontra-Argumentationen in der Sprache der Grafiker. Worin sogar ich ab und an scheitere. Statt in der Sprache der Inhalte zu bleiben und sich zu fragen: “Wen soll das Zeichen überhaupt ansprechen? Wo soll es vorkommen? Warum hat es nichts mit mir zu tun, obwohl es das Stadtmarketing behauptet …?”

Ach ja, ich halte Designbüros und Grafiker, die bei diesem Spiel mit falschen Tönen mitmachen, in dem keiner gewinnen kann, für Selbstmörder. Auf lange Sicht.

Nur lustig ans Werk!

Links:
http://www.designtagebuch.de/kommunikationsdesign-in-der-lokalen-berichterstattung/#comments

 

Die Leistungsfähigkeit der Landschaft

Schild Landschaftsschutzgebiet Isartal, Dezember 2012

Lieber Besucher,

Sie befinden sich im Landschaftsschutzgebiet Isartal. In diesem Gebiet soll die Leistungsfähigkeit, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft erhalten bleiben.

Aus Gründen des Vogel-, Amphibien- und Reptilienschutzes sowie der Erhaltung seltener Pflanzen wird ein Betretungsverbot nach Art. 26 BayNatSchG für die Hangrutschfläche erlassen.

Betreten verboten
1. Januar — 1. November

Landratsamt München

Wandern ist all about Unterwegssein, nicht möglichst effizient irgendwo hinkommen, sonst hieße es nicht Wandern, sondern Hinfahren. Deswegen verrate ich leider erst eine knappe Woche zu spät, dass Sie sich noch bis 1. November — vielleicht lieber vorsichtshalber bis 2. — gedulden müssen, bis Sie da auch hin dürfen. Gut, dass ich’s schon am 21. Dezember geschafft hab, so hatte 2012 doch wenigstens den einen Erfolg.

Mit den Vogelinseln wär ich trotzdem auch bis 14. März mal vorsichtig, die Fluss-Seeschwalbe soll ein geschickter Stoßtaucher sein:

Schild Landschaftsschutzgebiet Isartal Vogelinseln, Dezember 2012

Besonders geschützt sind die vor Ihnen liegenden Isarinseln. Sie sind “KInderstube” von Bodenbrütenden Vogelarten wie Flussseeschwalbe, Uferläufer und Regenpfeifer,

Zu ihrem Schutz ist das Betreten oder Landen an den Kiesinseln in der Zeit zwischen 15. März und 1. September untersagt.

Fachliteratur: Verordnung des Landratsamtes München zur Regelung des Betretens auf den Kiesinseln in der Isar zwischen Fluss-km 164,6 und Fluss-km 162,5 im Landschaftsschutzgebiet Isartal.

Die Bilder sind aus der Nähe des Georgensteins.

Der Miezkatz im Januar

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Der Schnee ist einfach zu kalt und das Federbett einfach zu nestwarm. Lädt ein zum kreativen Tagträumen. So sind die Dinge nun mal. Für die Betriebskatze der Werbeagentur. Alle anderen, Sklaven, Personal, dürfen arbeiten und beim Schippen die nach Schnee duftende Luft schmecken.

Zum Beispiel meine kleine Arbeitsstätte am Rande der Stand. Naja, nicht ganz am Rand, die Designagentur und Werbeagentur MISSING LINK in München. Paradoxon: Viele wünschen sich, sie wären ein kreativer Designer, der kreativ schippende Designer wünscht sich innig, er wäre Katze. So sind die Dinge nun mal.

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