Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: November 2008

Kunde kommt von kundig

Immer wieder werde ich gefragt, was SEO ist, wie aufwendig es ist, was es kostet und ob ich jemanden empfehlen könnte. Gleich 3 Fragen.

Ja, das ist recht zeitaufwendig.

Und kommt darauf an, was man genau unter Suchmaschinenoptimierung versteht und davon weiß. Und was man davon wirklich braucht und dann will. Kommt darauf an, welches Ziel man formuliert (wieviel Zugriffe, wieviel Reichweite, welche Konversionsrate). Ich mag Kunden, die sich vorher schon etwas kundig gemacht haben und gezielter fragen.

Grob gesagt gibt es zwei (drei) Aufgabenfelder:

1. Die Onpage-Optimierung (alles, was man direkt auf der Site selbst "schraubt" vom Marketingkonzept, Sitekonzept selber bis zur Zielgruppenuntersuchung und ihren Bedürfnissen bis zum Keyword-Konzept, von den Tags bis zu Keywords, bis zu den Anchor-Links bis zu den optimierten Texten, die nicht nach Psychiatrie klingen dürfen, aber alle Begriffe nennen müssen, nach den der User sucht). Dann dieses tunen, immer wieder kontrollieren, Begriffe austauschen, probieren, Entwicklungen beobachten.

Zeitaufwand je nach Site (ob sie groß oder klein ist, ist nicht egal): ein Monat bis ein halbes Jahr plus Pflege. Der "Haken" ist das Kontinuierliche. Es reicht nicht, einmal was zu machen, dann is gut.

2. Die Off-Page-Optimierung. Das ist der (Back-)Linkaufbau. Linkbuilding, auch als Konzept. Das Wort Aufbau sagt es schon: Es muss kontinuierlich sein und stetig anwachsen. Plötzlich viele Links und egal welche zusammenkaufen, das geht schief. Es müssen relevante Links sein, die zum Unternehmen passen. Es muss stetig sein. Der "Haken" ist das Kontinuierliche. Es reicht nicht, einmal was zu machen und dann is gut.

(3. Standbein: eingekauftes Suchmaschinenmarketing/Adwords. Ein MUST, wenn die Suchbegriffe überlaufen sind und man trotz gezieltem SEO nicht mehr auf die ersten Seiten kommt.)

Hintergrund meines Beitrags

50% meiner Kunden wollen meist "nur" eine Site. Schön soll sie ausschauen, fertig. Dann hat sich's meist bei ihnen. Das ist falsch, auch wenn man sich "nur" als Visitenkarte oder Archiv sieht, um sie bei Coldcalls zu nutzen. Ich mache ihnen immer auch ihre Site fahrbereit. Which means Basis-SEO (leider ohne Pflege s.o., denn die wird mir in der Regel von KMU nicht bezahlt). Dass ich denen dann dennoch rudimentäres Basis-SEO mache (genau wie ich auch grafische Konzeption mache) ist auch mehr aus echter fachlicher Verzweiflung meinerseits, weil ich nicht verstehe, wie man ein Auto mit schöner Karosserie aber ohne Räder kaufen kann. Da gehe ich mich genieren^^, sowas verkauft zu haben.

Basis-SEO

Ein Beispiel: Basis-SEO für eine Kundschaft. Vorher pro Monat 200-400 Zugriffe, nach Hochfahren der neuen validen Site mit nur wenigem Schrauben an den Title-Descriptions und den restlichen Metatags 5500 Zugriffe, das Zehnfache. Also rudimentärstes ON-Page. Zeitaufwand fürs Keywordaussuchen und Tag-Schrauben damit: um die 5-10 Stunden.

Mehr hilft mehr

Wenn ich mehr hätte tun dürfen, auch textlich auf der Site selber (auch für die Konversion mehr Interaktives und Linkaufbau vor allem), wäre es noch wesentlich mehr Zugriffe geworden. Der Kunde "wollte" das jedoch nicht, alles Reden hat nix genutzt. Er wollte sogar am Anfang gar kein Basis-SEO. Sagte ich tut mir leid, ich stelle kein Hotel in eine Wüste ohne Wege dahin. Zumindest Trampelpfade müssen sein. Der "ROI" (=das sich Amortisieren): Denn Kunden, die von selbst zu einem finden, sind meist angenehmere und kooperativere Kunden als die, die man mühsam "aufreißen" hat müssen. Man merkt es im Tagesgeschäft.

Meine eigene Haustür, an der ich kehre

Zweites Beispiel, meine eigene Geschäftssite: Bevor ich an ihr SEO gemacht habe: am Tag 8-30 Zugriffe, im Monat also 240- 900, lausigst. Das war vor 3-4 Jahren. Jetzt habe ich pro Monat 20000. Das mag wenig sein für SPIEGEL-Online (die haben Millionen Zugriffe) ist aber ganz anständig für einen Designer und Web-Konzepter. Und deutlich mehr Anfragen und Aufträge (Konversion). Zeitaufwand, immer wieder nebenbei, mit neuen Artikeln einstellen, Stats-Kontrolle, Keyword-Kontrolle, Backlink-Check: ca. 10 Stunden im Monat. Anfangsaufwand, bis das alles stand: 50 Stunden (inkl. Positionierungs- und Keywordkonzept).

Kosten

In Wirklichkeit zahlt einem das alles im KMU kein Mensch. Was gezahlt wird ist höchstens: Linktrickserey und schnell eingekaufte Linkfarmen und Linkbaiting. Technisches Getrickse. Ich weiß, wie das geht, mach's aber nicht, denn das ist nicht nachhaltig, innerhalb weniger Wochen sinkt der Stern der Site wieder (hab das gesehen, als eine Webdesign-Kollegin für einen Escort-Betrieb (in Berlin, mit Standorten in weiteren großen Städten) SEO machte. Supererfolgreich, Seite 1 oben, aber hielt nicht lange, zuviel Trickserei. Als dann der Kunde selber rumtrickste, war es endgültig vorbei, vermutlich downgrading durch Google oder Konkurrenten, die anschwärzten. Ist aber auch eine komische Branche, um ehrlich zu sein, mach für solche nix…:-).

Wen man nicht beauftragen sollte

Vorsicht vor selbsternannten SEO-Experten, die alles vom Himmel versprechen, vor allem schnelle Erfolge (alles und jedes auf die erste Seite, das SERP von Google zu bringen). Innerhalb von 4 Wochen. Das ist Murks. Mit einem Ego wie Superman, steckt nix dahinter. An ihren Sprüchen erkennt man sie. Ich kenn da welche, werde ich nicht nennen, vor allem weil ich das selber mache :-)

Deutliches

Zur Klarstellung und um einen Anker zu setzen: In der Branche unter halbwegs seriösen SEOs* sind Preise für SEO üblich ab 4000,00 aufwärts (für die kleinsten Sites). 8000,00 bis zu 20000,00 und drüber sind völlig normal für Verlage, Makler-Portale, IT-Firmen oder Handy-Dienstleister. Da funktioniert das so, dass die SEOs von Textern komplett neue Seiten (mit anderen URLs) schreiben lassen, die voller Text und Kewordstuffing sind und nur dazu dienen, zur "richtigen" Site per Javascript-Trickse umzuleiten, ohne dass der User das merkt. Daher schreiben viele Texter für SEOs direkt. Google mag das gar nicht und unterscheidet da zwischen normalen redirections und unseriösen oder gar malicious redirections, downgraded solche Seiten oft fix. Wird aber gemacht von vielen SEOs, manche Seiten stehen sogar ein Jahr oder länger so. Ständiger redirection-Wechsel ist also fällig, ständiges Neuschreiben von reinen Text-Hilfsseiten ist fällig, Doubletten gehen nicht. Anders geht das auch nimmer in dem Geschäft.

Viele Kunden wissen das gar nicht, dass von Profis so gearbeitet wird

Daher ist das auch so teuer, obwohl diese SEOs von Textern billigst versuchen, einzukaufen. Reines White-Hat-SEO geht bei den hohen Ansprüchen vieler Kunden und deren klammem Geldbeutel (immer Seite 1 und maximale Reichweite) auch gar nicht mehr, das muss man sich klarmachen. Solche SEO-"Profis" beschäftigen ganze Textermyriaden (die nicht die echte Site selber betexten, sondern die hingeleiteten Hilfssites füllen, bis der Arzt kommt, für sehr wenig Honorar). Zur Abgrenzung: mache ich nicht, pastabasta :-). Grusel.

Jetzt höre ich aber auf, sonst krichisch Ärscher mit diversen SEO-Trupps… Meine Seite ist schon mal von Script Kiddies gehackt worden, seitdem ist mein FTP-Passwort nicht mehr "mama":-)

Und Grüße

mal wieder

*Da scheiden sich auch die Geister. Ich persönlich bin der Meinung, dass man Websitekonzeption und SEO fachlich nicht trennen sollte, wenn man den Erfolg der Site im Auge hat. Bei Interesse und auf persönliche Anfrage erläutere ich jedem gern, warum.

Sollen wir uns erst mal bei Ihnen treffen?

Ein Grafikdesigner und das Zahlen mit richtigem Geld.
Du hältst deinen Platz an der Bar wie ein richtiger Held.
Die ganze Welt gegen einen, das ist nicht fair.
Die rettende Kavallerie, die kommt heut nicht mehr.

Element of Crime, 1999.

"Haben Sie gut hergefunden?" fragt mich der Kunde als Ice-Breaker, wie er es aus "Smalltalk für Manager" gelernt hat.

"Aber ja, sofort! Der einzige Taxifahrer am Bahnhof hat sich geweigert, aber hinterm Sägewerk kommt ja nicht mehr viel", verkneife ich mir. Laut antworte ich ein klares, uneingeschränktes: "Ja", wie ich es aus "Leitfaden für Beziehungsgespräche" gelernt habe.

In der ersten Stunde verfehle ich mein Gesprächsziel, dem Kunden von seinem angedachten Firmennamen "Wurstberaterei" abzuraten. Nach zwei weiteren Stunden, die ich nicht mehr berechnen kann, ist deshalb schon Sense; über den Rest senkt sich der Mantel der Diskretion über einige unerfreuliche Betriebsgeheimnisse. Die des Kunden.

Mein Exkunde in spe arbeitet, wo andere Urlaub machen: in einem Handy-Funkloch. Ein Telefongespräch wollte ich ihm nicht mehr aufhalsen. Die Bushaltestelle belehrt mich, dass wir uns hier in der Rufbus-Region Mangfalltal oder Leitzachtal oder Murnau-Land oder irgend sowas befinden. Das heißt, dass man den Bus persönlich anrufen muss, mit dem man fahren will.

Die für den Landkreis zuständige Gaststätte hab ich schon mal gesehen: in einer frühen Kurzgeschichte von Heinrich Böll. Am Stammtisch schweigt sich eine Runde glasäugiger Austragsbauern an, weil man so früh am Tag noch nicht schafkopfen kann und bis dahin saufen muss. Wenn sie geredet hätten, wären sie bei meinem Eintritt verstummt. Beim Hinsetzen versuche ich die Stille so wenig wie möglich zu stören. Sollte ich hier jemals lebendig wieder rauskommen, werde ich das Thema des Abends sein: "Wos wor denn des heint fir oana?" Die Bedienung mistet hinten den Kuhstall aus und kommt hoffentlich zur vollen Stunde den Bauern Bier und Birngeist nachfüllen.

Praktischerweise war es gerade kurz vor dreiviertel. Die Bedienung stutzt, hat aber in ihrer Weltläufigkeit schon mal jemanden gesehen, der ein Vorstellungsgespräch bei meinem Kunden hatte. Und sie war so ziemlich die einzige, die ihn je gesehen hat.

"A Hoibe und telefoniern?" schaltet sie schnell.

Ich nicke beeindruckt.

"Telefon is do hint", sagt sie, hat schon mit Bierzapfen angefangen und zeigt mit dem Kinn in den Flur hinaus, wo ein handgeschnitzter und -gemalter Wegweiser "Pissoir/Scheißhäusl" grüßt.

Es gibt tatsächlich noch Telefone mit Wählscheibe. Und sie funktionieren! Die Nummer vom Rufbus klebt am Telefontischchen, seit der mit dem Vorstellungsgespräch hier eingekehrt ist. Muss doch schon länger her sein.

"???!" meldet sich der Rufbus.

"Grüß Gott", versuche ich, "fahren Sie heut noch?"

"Freilich!!" bellt jemand (ich versuche hier eine grobe Simultanübersetzung), "wann wollen Sie denn fahren!!"

"Wär's Ihnen recht um…" – ein Blick zu dem Bierfassdeckel mit Uhrzeigern über der Pissoir/Scheißhäusltür – "um sechse?"

"Wird schon wie gehen", mault der andere und legt auf. Woher ich anrufe, schien ihm keine Frage zu sein, woher soll man in Funklöchern schon anrufen, gell.

Vor lauter Empathie in die Bedürfnisse eines Rufbusunternehmers habe ich dessen Zeitfenster zur Anreise spontan etwas großzügig berechnet, denn als die Bedienung ihre Fünf-Uhr-Runde macht, kassiert sie nacheinander ihre Bauern ab.

"Jaaaaaaa…", will einer von ihnen zahnlos widersprechen.

"Nix ja, Wiggerl!" streichelt sie ihm über die Steppe seines Gelöcks, "woaßt eh, dass heint Samstag is. I wui aa no ind'Stoodt eine, nachant!"

"Nacha brauch ma nimma hockableim bis aufs Kartn?"

Offenbar ist das eine Gehirnregion, die bei Wiggerl noch anspricht. "Nein neinzge kriagidi na von dir", nutzt die Bedienung seinen lichten Moment aus. Nachdem er quälende Minuten lang in seinem Ledergeldbeutel herumgekratscht hat, lässt er's auf zehn Euro aufgehen. Zu mir kommt sie zuletzt. Auch bei mir kommt sie auf neun Euro neunzig, das ortsübliche Trinkgeldgebaren habe ich schon verinnerlicht.

Das gibt mir eine Stunde Zeit, mich ohne Verzehrzwang dort umzutun, wo andere Urlaub machen. Ganz hinten auf der Wiese gegenüber dem Gasthaus, schon fast im dichten Tann, scheißt eine alleinstehende Kuh einen neuen Fladen für ihre Sammlung. Damit sind die Freizeitmöglichkeiten erschöpft. So wie ich.

Fast pünktlich höre ich an der Rufbushaltestelle ein fernes Röcheln. Ein noch gut erhaltener VW-Bus keucht um den Hügel. Gerade als die Bedienung geschminkt und aufgedirndlt aus der Gasthaustür stöckelt, ohne ihren fremden Gast (mich) noch einmal zu grüßen, die Haustür mit einem gusseisernen Schlüssel zusperrt, in einen rostigen Ascona steigt und davonröhrt, hält der VW-Bus vor meinen Schuhkappen.

"Was ist jetzt?" kläfft der Fahrer duch die geöffnete Tür, ich steige ein. "Zum Bahnhof", sage ich. "Bitte."

"Ja, eh."

Das Dorf, das hinter den schlammverspritzten Scheiben vorbeizuckelt, hat es schon lange nicht mehr nötig, sich an "Unser Dorf hat Zukunft" zu beteiligen. Eine Kirche mit Zwiebelturm, modernisierte Bauernhöfe, zu Eigenheimen ausgebaute Bauernhöfe, stillgelegte Bauernhöfe, der maßgebliche Arbeitgeber: das Sägewerk. Die Volkshochschule versucht seit Jahren, Bert Hellinger für einen Vortrag zu gewinnen, doch nicht einmal er nutzt die Chance für eine Familienaufstellung. Zum ersten Mal verstehe ich ihn, denn wir hatten einen Grund, die Agentur innerhalb einer Postleitzahl zu eröffnen, die mit 80 anfängt.

Dahinter Wiesen, dahinter Wald. Da, wo andere Urlaub machen, weil hier noch keine Stadt und keine Alpen mehr sind. Die Züge fahren hoffentlich bis nach 20 Uhr – die in Richtung München. Der Fahrer versieht seinen Job nur unter Protest und erkennt deshalb keine Not, Fahrgeld von mir zu verlangen. Auf einer Lichtung, aber ich kann mich täuschen in der Dämmerung, äst ein Hase. Wäre nicht das Geweih, ich hätte geschworen, er hat Reißzähne.

Soundtrack: Element of Crime: Kavallerie, aus: Psycho, 1999:

Epikur für Werber

Den Menschen nützt der unnatürliche Reichtum nicht mehr als Wasser einem vollen Gefäß. Man wird mit Notwendigkeit bemerken, daß beide außen überlaufen.

Epikur, ca. 300 v.C.

Reklame begegnete uns nicht auf Schritt und Tritt, wären wir nicht so empfängliche Wesen.

Alain de Botton, 2000.

Anno 20 vor Christus hatte Oinoanda um die zehntausend Einwohner. Das genügte den Anbietern des überschaubaren Marktplatzes als Zielgruppe, um Werbung zu schalten. Darum bauten sie an ihrem POS eine massive Kalksteinmauer von achtzig Metern Länge und vier Metern Höhe mit beschreibbarer Oberfläche, gesponsert von Diogenes von Oinoanda.

Deren content bestand aus Sentenzen des führenden testimonials für consumer goods und lifestyle, des Philosophen Ἐπίκουρος, der 250 Jahre vorher verstorben war.

Die Kampagne hielt nur diesen einzigen flight lang, der allerdings mehrere Jahrhunderte andauerte. Das mag daran liegen, dass ausschließlich die hard facts der Produkte ausgelobt wurden; von ambient messages wurde vollständig abgesehen. Den Consumern sollte sogar in direkter Ansprache vermittelt werden, dass sie durch ihren Konsum keineswegs glücklich werden könnten, ja dass sie durch ihre buying decisions ihre wahren, anderweitigen needs lediglich kompensierten. Werbeziele waren modernerweise durchaus attention und awareness für den USP des jeweiligen Anbieters, jedoch auch dafür, dass sie ihr impliziertes Endziel, nämlich die Freiheit von körperlichem Schmerz und seelischer Unruhe, nicht durch Lustgewinn und Völlerei erreichen konnten. Wer Luxusgüter kaufte, bekam automatisch unterstellt, dass er wahrscheinlich Gäste einladen wollte und sich demnach wohl nach Freundschaft sehnte; wer materielle und Zeitressourcen bei den professionellen Würfelspielern investierte, wurde an den ideellen Wert eines Spiels mit Kindern und deren unschuldiges Lachen erinnert. Also corporate social responsibility communication management (CSR), zweieinhalb Jahrhunderte nach dem Tod des content providers.

Leider sind die antiken Aufzeichnungen zur Werbezielkontrolle nicht überliefert. Wir wissen also nicht, ob die Kundschaft aufgrund des jahrhundertelangen CSR aufhörte, Sachen zu kaufen, die sie nicht brauchte und sie vom Schnuppern an wild wachsenden, also verdienstneutralen Blumen abhielten. Offenbar nicht in einem krisenstiftenden Übermaß.

Auf heutige Verhältnisse übertragen hieße das nicht weniger, als dass ein Anbieter seinem entschlossenen Kunden einen Fernseher verweigert, weil er seine Fantasie ebenso gut auf Waldspaziergängen anregen könnte. Nur weil die Menschen nach Epikur ja nicht erwirtschaften wollen, sondern haben. Nicht lernen, sondern können. Nicht Arbeit, sondern Bezahlung, und kein Geld, sondern käufliche Gegenstände, und keine schönen Kleider, sondern gut aussehen, und nicht gut aussehen, sondern Sex, und nicht Sex, sondern dafür gelobt werden, und kein Lob, sondern wahrscheinlich doch wieder Bezahlung. Sogar ich hab mir vor ein paar Wochen einen neuen Computer gekauft, dabei will ich nur in aller Ruhe Kohle scheffeln.

Eine genügend konsequent epikureisch geführte Kommunikationsstrategie hätte das Zeug, die Weltwirtschaft lahmzulegen (und die Leute in umfassende Verwirrung zu stürzen). Die Anschauung lehrt jedoch: Oinoanda steht noch und floriert in einem Land mit ansteigendem Touristenaufkommen. Das hoffe ich so sachlich wie möglich zu referieren, mitdenken müssen Sie selbst.

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Soundtrack: The Muffs: Really Really Happy, aus: Really Really Happy, 2004. Gute-Laune-Geschrammel, das drei Minuten lang glücklich macht.

Tausend und ein Apfelstrudel

Schick die Dienstleister ein Weilchen zur Fortbildung ins Web 2.0, schon reicht ein Kurztrip nach Nürnberg, um sich von der Wüstenprinzessin mit den Köstlichkeiten Arabiens Stirn und Füße salben zu lassen. (Okayokay, es waren hausgemachte Köstlichkeiten Frankens, und wir haben sie zwischen zwei Zügen denkbar unspektakulär am Tisch sitzend verzehrt, aber schön ist es trotzdem, was die Leute im Internet für Wörter lernen.)

Gasthof Pillhofer, Königstraße Nürnberg. Uns bediente die Wüstenprinzessin.

PS: Leider muss ich aus juristischen Gründen an dieser Stelle vermerken, dass das Bildmaterial meinem eigenen Copyright unterliegt, weil ich keine 8000 Euro zuviel hab. Die Bilder sind zur Gaudi auf meinem Flickr-Account, die schenk ich Ihnen.

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