Die Agentur Wolff-Olins, die nicht nur das e-on Logo machte, sondern auch das Olympia-Logo London 2012 und diesen oder diesen epilepsieauslösenden Film dazu "verbrach", hat eine Neudefinition der Markenwelt 2.0:

"Die neue Markenwelt besteht nicht mehr aus selbstbezogenen Kathedralen,
ist kein Kraftfeld, das andere Marken verdrängen will. Neue Marken
umarmen … Neue erfolgreiche Marken sind weniger im Besitz eines
Unternehmens, sondern Banner einer Bewegung, ihr Besitzanspruch wird
lockerer. Das Logo wird zum Gegenstand, den andere Organisationen und
Individuen borgen und verändern können."

Und auch:
"A big idea has to be radical: conveying a sense that things can be done
in a new way, that the world can be changed. It has to be social:
appealing to the hearts and minds of people, it has to been seen to be
true and relevant. Finally it has to be tangible: detectable in every
thing an organisation does – in its communications, behaviour and
products."

Jetzt bin ich gespannt, ob das auch in der Praxis von den olympischen Rechteinhabern durchgehalten wird, nur daran sollte man die visionären Reden messen. Oder ob es ein Abmahn-Desaster wird gerade wegen der expliziten, aber sehr misleading Mitmach-Aufforderungen. Von wegen Urheberrechts- oder/und Copyright-Verletzungen, wie es dem Saftblog mit dem Olympiaringen passiert ist. Das hatten wir ja auch schon mal.

Und es ist unklar, sehr sehr unklar, was man darf:

Wenn ich das für Laien komplizierte und unverständliche Rechtekonstrukt* der Londoner Rechteinhaber lese, bekomme ich das dumpfe Gefühl, dass man besser seine kreativen zittrigen Maler-Klecksel-Pfoten vom Logo fern halten sollte. Ich male nix mehr ohne meinen Anwalt :-)

Obwohl das Fontblog schreibt:

"Die Veranstalter weisen den Weg zwischen Markenschutz und Markenspiel. Sie klären auf einer juristischen Seite darüber auf, welche Zeichen man keinesfalls frei verwenden oder modifizieren darf.
(zum Beispiel die 5 Ringe oder das Emblem des nationalen Olympischen
Komitees)" [Anm. d. S.: Es ist noch immer verwirrenderweise ein Vorgänger-London-2012-Logo mit dabei  – nur vergessen, rechtzeitig auszutauschen mit dem neuen? –  und das ist sehr wohl geschützt.] "Das heute vorgestellte Markenzeichen ist davon ausdrücklich
ausgenommen. Jeder ist eingeladen, damit zu spielen und es zu verwenden."

Ob das vorgestellte Markenzeichen wirklich davon ausgenommen ist, habe ich nirgendwo explizit und bejahend lesen können auf dieser juristischen Seite. Eines aber weiß ich: Es steht groß und mächtig ein TM (Trademark) dran – siehe dieser Screenshot des Logos von der offiziellen Seite.

Londontm


Die Leute werden sich schwer tun mit der Mitmach-Begeisterung, wenn die "Erlaubnis" so verwirrend aussieht. Zweifler mögen sich an lawblog.de wenden. Oder ABGEMAHNT lesen. Anders gefragt: Was darf man denn überhaupt? Nun ich fürchte wenig: Beispielsweise nur an diesem User-Generated-Content-Werk "Create Your Own Design" mitmachen? Bei dem man wie ein unzurechnungsfähiger Idiot wie die strohblumenbastelnde Mutti lediglich statische, vorgefertigte Linien-Vorlagen mit festen Winkeln bearbeiten ausmalen darf wie beim Malen nach Zahlen (ein schlechter Witz, odrr?) – und alle Rechte beim Upload abzutreten hat? 

Bleibt für alle Überschwang-Künstler zu hoffen, dass die Briten nicht so abmahnfreudig sind wie manche deutschen Anwälte/Firmen/Kommittees. Ein bisschen hoffen darf man ja noch dürfen.

Mein Machwerk lass ich aber mal drin in unserem Fachblog. In Zukunft lass ich aber die Finger davon. Ob das noch-Pinklogo-begeisterte Fontblog diese kreativen Logo-Ansätze: das da und das da, sehr hübsch, sehr designig, drinlassen darf? Schaun mer mal und guggn dann, wie der Frangge sagt. Aber habe selber bis auf weiteres kein Bock mehr zu London-Creativity, man hat ja sonst nix zu tun bloggen. Mehr in  diesem Theater demnächst über eine Logofertigung von Anfang an, aus eigener Werkstatt. Und kein Kindergartenmalen wie sich London Olympics das vorstellt. Ach geht mir weiter…

… ich hab die Grundidee gemocht, dieses ganz Neue, das Mitmachen statt des üblichen spießigen, austauschbaren "Olympiaflamme empor" und Kringel-Ringel auf konventionellen Olympia-Logos…und nun das …