Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Mai 2007

Baby, ich hab schon gebloggt, als es noch cool war

Update zu Werch ein Illtum:

the missing link, Ihre Lieblingsagentur für legales, werbefreies und trues Weblogging, hält ein: keine Bilder, keine Filme, und die Buchstaben sind ja irgendwas zwischen Freeware (gratis benutzbar) und Open Source (frei kombinierbar und zur Veröffentlichung freigegeben) oder so – jedenfalls ist ihr Urheber hoffentlich schon länger als siebzig Jahre tot.

Werbespots sind aber okay, weil man sich automatisch selber genug straft, wenn man anderer Leute Werbebotschaften gratis weitertratscht. Oder Spots über Spots (fünf Minuten, die Ihre Sicht auf single-consumer-oriented strategies verändern). Schließlich haben Weblogs eine Art Gewohnheitsurheberrecht auf alle Meta-Inhalte.

Unterirdisches

Sage mir, welche Lieferanten du hast und ich sage dir, wie ernst du es mit Kundenservice meinst.

In der letzten Zeit erreichen mich Angebote, mir meine Bilder freistellen zu lassen ab 1,95 € die Stunde. Heute wieder einer: ab 2,65 € das Bild.

Leute, das ist Akkord-Dumping. Wenn man den sehr schlichten und unterst-einfachen Billig-Marktpreis von 30,00 € für sehr einfache DTP- und Satzarbeiten zugrunde legt, den es schon 1999 gab :-), dann muss der freistellende Mensch, der bei diesem Unternehmen beschäftigt ist, in etwa 1 Minute fertig sein und sofort das neue Bild beginnen, damit er auf diesen Stundensatz kommt. Er hat weder die Zeit, sauber zu archivieren, auch fehlt ihm oder Vorarbeiter die Zeit zum Prüfen. Nada.

Wie gesagt, der angenommene, eh schon subsub-fragwürdige, Marktpreis von 30,00 € (Disclaimer: mit dem wir nicht arbeiten) ist ein Netto-Preis, der dem Werbekunden nach außen verrechnet wird.

Rechenaufgabe für kleine REFA-Freaks, Controller und rechnenkönnende BWLer (die meisten BWLer können entgegen weiter landläufiger Annahmen nicht rechnen):

Was verdient ein sich dort verdingter Freisteller-Arbeiter wirklich im Monat nach Abzug von Unternehmergewinn des Dumping-Betriebsleiters (der wird ja nicht den nach außen verrechneten Preis an den Mitarbeiter zahlen, is ja nicht Mutter Teresa, der Süße :-) ), nach Sozialabgaben, Krankenkasse.
??? Was bleibt zum Leben?

Meine grobe Schätzung: Er wird maximalst 30 Cent an einem Bildchen verdienen und maximalst 15-20 Bildchen die Stunde schaffen. Das macht ca. 6 € die Stunde, eher drunter. Das macht in einem Monat bei Vollzeit-Arbeitszeit von 160 Stunden 960 € . Soviel verdient der, Brutto, und das als Akkord! Da habe ich als Student schon dunnemals für deutlich mehr Akkord-Geld Elektro-Schaltkästen zusammengeschraubt.

Das heißt, wir sind in der Grafikbranche bei Preisen angelangt von Spargelstechern.

Über die Qualität der Freisteller haben wir noch gar nicht gesprochen. Ich ziehe es vor, es lieber nicht zu tun. Aus Höflichkeit. Die Firmen sind ausnahmslos entweder Limiteds, kommen aus Holland (kann man mit http://www.iks-jena.de/cgi-bin/whois abfragen) oder haben chinesische Geschäftsführer, und alle haben keine deutschen Impressi. Sie arbeiten mit unverlangt eingesendetem E-Mail-Spam (wobei ich kürzlich zwei Herrschaften davon schon sauber abgewatscht habe und ihnen Abmahnung androhte, seitdem ist Ruhe), oder per Callcenter.

Leider, leider geht das im B2B, dass man von solchen Spackos angerufen wird, wenn sie ein "Geschäftsinteresse" vermuten dürfen. Zur Kenntnis an euch Billigheimer-und-damit-noch-Gewinneinstreifer: Von mir als Designer und Einkäufer von Design- und Zuliefererleistungen gibt es kein derartiges Geschäftsinteresse an euren Billig-Sklavenlöhnen und derartigem Gewinsel und jeder Anruf ist somit illegal. Verstanden?

Sonst schicke ich den Wallraff zu euch widerwärtigen Schleimern. Der ist nämlich wieder undercover unterwegs, Zeit wirds! Zu lesen in der ZEIT: http://www.zeit.de/2007/22/Guenter-Wallraff
"Unterwegs in der schönen, neuen Arbeitswelt."

Bahnhof 1.0

Update zu Jennicam unplugged (2004):

Und wenn das Ding noch so beschissen ist: Am Bahnhof fängt alles an.

Cheyenne: Spiel mir das Lied von Tod

Roter Brummer von vornAm Bahnhof Brandoberndorf herrschte einst wahre Eisenbahnerromantik. Da hörte man den Wind in steifen Gräsern sirren, da stampfte ab und zu noch eine Dampflok. In der fernen Bahnhofskneipe zechten die Beamten, denn es gab noch welche, beim Schafkopf Bier für einsfuchzig die Flasche.

Und so vertrauenerweckend spießig und anheimelnd über aller Hipness schwebend, nein: wurzelnd war auch die Website, geführt von einem verbeamteten Poeten mit Neigung zu Asperger.

Kennenlernen durfte ich ihn in den Diskussionsforen von youngmiss.de (kein Vergleich zum heutigen Auftritt), denn uns verband ein Sentiment für Bahnhöfe, für Triebwagenzüge auf strukturschwachen Strecken und für Mädchen, die gleichzeitig klug und schön sind (in dieser Reihenfolge).

Der Bahnhofsmanager Brandoberndorf, wie er sich nannte, wurde zuletzt als Klavierbegleitung für Märchenstunden der Fayencemanufaktur Wrisbergholzen gesichtet.

If Web 2.0 is a red dress, hang me in rags.

Das Märchen vom hässlichen jungen Entlein

Was mache ich als Designer, wenn mir das Internet zu bunt, das Designen zu grau wird und ich rechteckerte Augen vom Monitor und Pixelgeschwüre im den grauen Zellen kriege? Richtig, ich gehe nach draußen.

Darf beim Rausschlüpfen wenig oder am besten nirgendwohin gucken, nur hören und tasten wie ein Blinder mit dem weißen Stock, denn direkt am grauen Eichentor stehen graue Bau-Gerüste: Kaum den Schlüssel zurückgesteckt, lande ich vor einer grauen Geröll-Rutsche, einem grauen Schutt-Container und stehe mit der Nase an einem hässlichen Plastik-Dixie-Klo. Da war der graue Monitor besser, aber da muss ich jetzt durch.

Die geschändeten Designer-Augen weit zu, und ohne innerhalb der fünf Minuten von einem BWLer totgefahren worden zu sein, lande ich am Isarufer. Eine andere Welt, das second life ein Dreck dagegen: Unser fest ortsansässiges Schwanenehepaar am Wehr führt sechs anmutige Babies.

Ein Grafikerfest, dieses edel schimmernde Grau. Wasserperlen liegen auf dem samtigen Federflausch, der im Gegenlicht an den Konturen wie Silber leuchtet.

H.C. Andersen, der Schöpfer der kleinen Seejungfrau, schrieb wunderbare Märchen – beim hässlichen jungen Entlein aber konnte ich nie verstehen, warum es hässlich sein soll. Sie?

Schwanfamilie_2

Dreischlafende_2

Putztsich_2

Werch ein Illtum

Update zu Don’t you ever tube again!, vorsichtshalber ganz ohne Bilder und nur einem einzigen, fast sicher legalem Link:

You know what I love about YouTube? I watch a hilarious video about penises, and the first comment I see when I scroll down is “Are you kidding? Plenty of jews marched for civil rights in the 60s.” Pure awesomeness.

isaaczeke, YouTube

Lernen die in der Schule heute noch Eselsbrücken? Wird ja so viel velwechsert heute. In Berlin verwechseln sie Mir mit Mich und neuerdings auch den Zoo mit einem Fußballstadion, sobald junge Eisbären in Sichtweite kommen, neben mir in der Schule war einer, der verwechselte dauernd Mein mit Dein, die meisten verwechseln Pessimismus mit Realismus (soll ich’s sagen? Pessimismus: Das Glas ist praktisch leer, dreckig, angeknackst und arsenverseucht und steht bei strömendem Regen im Nürnberger Reichswald; Realismus: Das Glas ist doppelt so groß wie nötig), und ich gestehe: Ich muss dauernd konsekutiver und konzessiver Nebensatz nachschlagen. Die Welt ist eine suboptimale.

Schlimmer noch: Die ganze Zeit hab ich gedacht, YouTube und Flickr wären erfunden, damit man endlich aus einem Fundus von Filmchen und Bildchen schöpfen darf, ohne sich Gedanken zu machen, ob das jetzt legal ist oder nicht, wenn man die verlinkt. Muss man auch nicht, nur den Grund hab ich, genau: verwechselt.

Memo an mich, beim Bloggen gut sichtbar an den Bildschirmrand: Im Lexikon kommt erst U, dann X.

Don’t you ever tube again!

Update zu Ich bin zu alt für diese Dinge:

Wer unautorisiert den Namen einer bedeutenden darstellenden Künstlerin erwähnt (Kinn und Initialen wie Hannelore Kohl), muss schon lange teuer dafür bezahlen. Endlich gewinnt die Regelung an Konsequenz: Keine Youtube-Videos mehr, keine Bilder, die jemand anders urgehoben hat, keine Verlinkungen ohne vorherige Anmeldung und nachherige Bezahlung – wobei natürlich zwischen Lizenz, Nutzungsrecht, Rights Management und noch ein paar anderen Mechanismen zur Wahrung künstlerischer Rechte unterschieden werden muss. Nur noch Selbstgedrehte – nicht Zigaretten, die sind fast noch verbotener – sondern Videos, außer sie stehen auf Youtube, Google Video oder Sevenload. Was ein anständiger Anwalt ist, der plädiert dann nämlich auf gleich zwei Delikte: die Bereitstellung in den genannten Plattformen und dann auch noch die Verwendung. Das ist auch gut so, denn Kunst ist kein nachwachsender Rohstoff.

Wo das steht? Sag ich nicht, ich will doch keine Urheber schädigen. Der grafische Kollege Sven K. erklärt aber, wie man sich solche Gesetzgebung zunutze machen kann; der scheint’s zu haben und erlaubt ausdrücklich, dass man auf ihn verweist. Wörter, die schon im Duden stehen, sind hoffentlich lizenzfrei (zur Nutzung freigegeben verlangt ja schon niemand mehr), sonst steh ich vor lauter Urheberschutz vor dem Nichts.

Kapern mit Erlaubnis des Urhebers

Substanzieller Blues

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten: Beim 52. Eurovision Song Contest geraten "Künstler", die heißen wie die sinnloseste Zeitung seit der GQ und reimen wie Der von Kürenberg, ganz zu Recht auf einen belanglosen 19. Platz, dafür entdeckt sich ein astreiner, gar nicht mal so Unsubstantial Blues dort, wo er nicht zu erwarten war: aus Ungarn.

Klasse Video, stringenter rückwärts und mit einem besseren Schluss (also Anfang…) als weiland Memento. Warum nur Platz 9?

Nicht mosern, einmal im Leben eine Schwulenveranstaltung gut finden.

… something fishy…

Wenn irgendein Hanswurst "Vroni" in Google eingibt (580.000 Ergebnisse) dann sieht er meinen Namen Vroni auf Platz 3 von Seite 1. Versuchen Sie das mal mit Ihrem Autogeschäft und mit dem Wort "Auto".

Platz 1 hat die "Fischer-Vroni", das Festzelt des Münchner Oktoberfests. Dabei heißt diese Vroni gar nicht Vroni. Karl Winter und seine Frau Phillipine gründeten diese Fischer-Vroni. Ich muss nicht alles verstehen, vor allem nicht, warum ein anders heißendes Ehepaar eine Vroni gründet, die dann eine möchelnde Fischbraterey und ein nach Bier stinkendes Festzelt ist.
 

Was war das: ein one-eighty oder ein three-sixty? Oder: Kotzen nach gewissen Anfragen.

Normalerweise bin ich ja abgehärtet. Ein Großteil meiner Abhärtung erfolgte zum Ersten beim Ötzie, wo ich als Newbie sofort auf Kante runterboarden sollte (hat geklappt), zum Zweiten im XING, dem damaligen openWC.

Dorten Abhärtung dergestalt, dass es da Leute gibt, die gibts gar nicht. Zum Beispiel solche, die übelst faul briefing- und pflichtenheftlos ein komplexes Design anfragen wollen und nur bezahlen wollen, wenn es ihnen gefallen hat. Der Kontakt mit solchen Leuten hat deswegen nicht geklappt, da sie mir ihrerseits freiwillig nicht umsonst ihre Finanzberatung oder ihr Hotelzimmer gaben und ich übelst nicht bezahlen wollte, wenn es mir nicht gefallen hat´`´`. Das heißt, ich habe die mit meinem inneren Snowboard umfahren oder geshreddert.

Jahre später auf rebellmarkt:
boardbreaker  – mir sympathischerweise in Snowboarder-Gefilden zuhause und dem mir nicht unsympathischen Don ein Kumpel, so scheints  – did it again to me, übel-xingmäßig. Questo posto e uno schifo assoluto.

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