Daran hätten Jung von Matt beizeiten denken sollen, wenn sie sich schon die Werbung für ein ganzes Land aufhalsen: dass die Nationalhymne irgendwie… naja, so… national eben… klingen könnte.

Von wem man sich das sagen lassen muss, ist eine wackere Handvoll Bildungsbürger, verständlicherweise genervt von der Fußballweltmeisterschaft.

Was man für Zufall, Bestimmung oder ein ohnehin in der Luft liegendes Thema halten kann: Gleichzeitig mit der viel gelobten Deutschland-Kampagne sind die ÖsterreicherInnen drauf gekommen, dass ihre Hymne, obwohl von einer Frau geschrieben, frauenfeindlich ist und man sie deswegen bei Gelegenheit ändern könnte. Vollends untypisch: Sogar die Schweizer wittern was im eigenen Land.

Meine Rede seit Jahren, auch wenn von Nationalismus nicht viel übrig bleibt, wenn man die Geschichte nachliest: Die Melodie unserer Hymne stammt von einem Österreicher; übernommen hat Deutschland sie erst, als sie von Österreich abgelegt war, und dann darf man nur die eine Strophe singen, die sowieso keiner versteht. Gerne auch türkisch.

Die Kinderhymne von Brecht wär’s gewesen. Mit dieser Ansicht finde ich mich sogar in unerwartet guter Gesellschaft. Keine Angst, dieses entwaffnend hübsche Kinderlied ist ideologisch unverdächtig: Das hat die frühe DDR schon mal abgelehnt.

Wozu hat man wohl eine ganze Kindheit lang jedes Weihnachten, das der Herrgott werden ließ, tapfer alle Sissi-Filme durchgehalten? Alles, um solche Sachen nicht zu wissen? Dass ich später Germanistik auf Magister und nicht auf Lehramt studiert hab, liegt unter anderem daran, dass ich den Zehnjährigen mit Migrationshintergrund meine Erklärungsversuche ersparen will, was denn ein “Unterpfand” ist.

Und wo wir schon dabei sind: Die deutsche Flagge ist ja wohl auch ein Witz. Das Schwarz und Rot nebeneinander war von Anfang (1816) an ein heraldisches Unding. Schönes und nützliches Design, wie the missing link es vertritt, wäre was Ausgewogenes in Rot und Weiß. Franken, Dänemark, die Schweiz, Polen, Kroatien, Preußen, Japan und – schon wieder – Österreich verwenden auch nichts anderes und fahren sehr gut damit.

So, wie es jetzt ist, verwechselt uns alle Welt dauernd mit Belgien, und ist Ihnen klar, was Sonderfarbe Gold im Druck kostet?

Ich wette, die Produktion bei Jung von Matt weiß es.