Was sind das nur für Zeiten. Forderten mich vor ein paar Jahren die Filme noch auf: „Verschwende deine Jugend“, ficht mich das in meinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr so unmittelbar an. Inzwischen sind wir angekommen bei „Schändet eure neoliberalen Biographien“.

Als ob ich mich unter die Neoliberalen zu zählen hätte, macht mir das mehr aus, als ich mir erlaubt hab. Muss ja, soll ja provozieren. Die Headline hat also funktioniert. Glückwunsch, Herr Kollege.

Psychologie, erstes Semester: Wenn mich etwas so trifft, gilt es nachzuforschen. Und ich finde: Leider bin ich auch ich einer von den Sparschweinen und Schnäppchenjägern. Geiz ist nicht geil, sondern bitter notwendig. Das glaubt man immer.

Und dann trifft man beim Tieferbohren auf John Ruskin, der verbreitet:

Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und ein wenig billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist auch unklug, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Wenn Sie dies tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres mehr zu bezahlen.

Na? Klingelt’s? John Ruskin spielt in einer Liga mit Adam Smith. Hundert Jahre später, was immer noch vor hundert Jahren ist – aber Herrn Smith glauben die BWLer ja auch alles.

Es geschieht nichts Neues unter Sonne, hat ein ebenfalls sehr kluger Mann gesagt. Und das war vor dreitausend Jahren.