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Kategorie: Web/Technologie

Mal-App-Vergleich: Finde die Spachtel

Art Set 4 versus Procreate

Seit einem Jahr arbeite ich beruflich mit Procreate. Das ist eine der besten und für den Profi brauchbarsten Mal- und Zeichen-Apps auf dem iPad.

Sie ist komfortabel ausgestattet und mit ihren zahlreichen modifizierbaren Pinseln (brushes) eine gute Möglichkeit, lebendige Illustrationen zu realisieren.

Für welche man im Analogbereich viel teure Farbe, viele teure Haarpinsel, einige Spachteln und viel teures Papier braucht. Ach ja und ausreichend Platz. Zum Trocknen, Lagern. Und einen Raum, aus dem man Haustiere aussperren kann. Wer jemals Aquarell und speziell in Öl malte oder spachtelte, weiß was ich meine: herumfliegende Katzen- Chinchilla- und Hundehaare, oder feine Sittichfederchen, die sich auf das feuchte halbfertige oder fertige Werk heften. Nur in den seltensten Fällen werten sie das Werk künstlerisch als ‚happy accidents’ auf, verkaufbar für Allergiker ist es jedenfalls nicht mehr.

Und dann die fortlaufenden Kosten: 1 einziger Bogen halbwegs brauchbares (dickes, saugfähiges) Aquarellpapier kostet im Handel schnell mindestens 2 Euro fuffzich. 1 lausiger Aquarellkasten mit lausig kleinen Farbnäpfchen gefüllt kostet mittlerweile um die 70 Euro. Und ein guter Aquarellpinsel: ab 10 Euro bis ‚nach oben offen‘.

Von Öl- und Acrylfarben und dem entsprechenden Rahmen samt grundiertem Canvas (rahme selbstredend selbst, bin kein Millionär) rede ich nicht. Ölfarben, die verbrauchernasenfreundlich nicht so stinken, als hätte jemand versucht, die Bude mit Terpentin anzuzünden, sind ebenfalls sehr teuer.

Nun habe ich deswegen Procreate

Aquarell Tree ©  Vroni Gräbel

Im Grunde kann ich damit fast alles illustrieren und malen, was man im echten Leben mit analogem Werkzeug macht. Fast. Also Aquarell geht. Allerdings ist es eine große Umgewöhnung weg vom klassischen Pinselverhalten.

Gewiss. Doch suchte ich für Procreate seit einiger Zeit nach Brushes, die auch eine vernünftige Öl- und Acrylic-Optik haben.

Zum Selbstmodifizieren der komplex konfigurierbaren Brushes fehlte mir der Nerv. Also kaufte ich welche, die Demo-Bilder dazu sahen vielversprechend aus. Habe auf diese Weise in schneller Folge teuer Geld für 4 Procreate-Öl-Brush-Sets ausgegeben. Doch das haptische Pastose, der fette Spachtelauftrag, der Glanz blieben mir verwehrt. Das zu dem Fast.

Da ich das Desktop-basierte Rebelle 7 kenne – für das es einen Rechner mit mindestens Intel 7 und eine schnelle Grafikkarte braucht – und ich weiß, was seine Pinsel Tolles können (live zerfließen wie analog und Material haptisch auftragen), tippe ich auf die andersartige Brushes-Engine von Procreate:

Procreate kann‘s nur weich, lasierend. Es hat keine Spachtel, es kann keinen dicken fetten Ölfarbauftrag mit Rillen von den Pinselborsten:

Öl/Acryl ‚Mare Nubium‘ Wolkenmeer © Vroni Gräbel

Egal welche Tricks man bei Procreates‘ Brushes anwendet.

So war ich auf der Suche nach ner weiteren App für Öl/Acryl

Da Rebelle 7 absehbar keine entsprechende App fürs iPad entwickeln wird, suchte ich offen. Fand nach 3 Fehldemoversuchen die App Art Set 4 und stellte überrascht fest, dass ich sie bereits habe! WTF. Und nur damals mit ihr nicht recht weiterkam, weil sie auf mich unübersichtlich wirkte und – ganz schlimm – hellgraue Bedienfelder hatte mit weißer Winz-Schrift.

Als ich durch Zufall im versteckten Menu den Umschalter zu lesbaren Bedienfeldern in Schwarz fand, wendete sich das Blatt:

Ich fand die Spachtel!

Und die Spachtel kann Haptik! Und Glanz! Man sieht ihn nur auf den weißen Tulpen kaum, dafür hätte ich ein dunkleres Weiß nehmen müssen – doch auf sattem Blau und Pink kommt er.

Kleiner Wermutstropfen: Procreate kann im Unterschied Pinselspitzen stufenlos verjüngt zurichten und bei 300 dpi ein größeres Format erzeugen: stolze knappe DIN A 1. Die App Art Set 4 kann bei 300 dpi ‚nur‘ DIN A 2.

Finde ich trotzdem noch gut: Viele andere Mal-Apps im App Store erreichen das nicht.

NB: ArtRage mit seinen Ölpinseln könnte Hobbyanwendern genügen. Es hat auch eine Spachtel. Sie lädt mir jedoch nicht genügend Farbmenge und verhält sich eher wie ein Messer zum Farbe abschaben.

Disclosure: Für diesen Software-Vergleich erhalte ich kein Honorar.

 

Deine neue Schlampe

Alexa versteht jetzt auch Liedertexte. Slayer und norwegischer Death Metal sind noch early Alpha, dafür werden die meisten Texte von Morrissey und The Cure schon zuverlässig an die Psycho-Hotline weitergeleitet. Bei Bibi schaltet Alexa automatisch den Jugendschutz ein, d. h. für Kontoabbuchungen muss das Passwort von einer männlichen Stimme gesprochen werden.

Empirisch ungesichert bleibt vorerst, was passiert, wenn Liedertexte missverständliche Anweisungen erteilen und wenn sich Alexa mit Siri anlegt.

Missverständliche Anweisung: Hatebreed: Destroy Everything, aus: Supremacy, 2006,
offizielles Live-Video vom With-Full-Force-Festival 2007, Ferropolis bei Gräfenhainichen.

Besser als Porno

Aus unserer locker fortgesetzten Reihe: Ikonen des Web 1.0:

UbuWeb Film Header

Ist eine Zeit ohne YouTube heute noch vorstellbar? Und damit meine ich nicht eine Zeitspanne, in der man mal zufällig woanders hinsurft als zu Telefonaufnahmen, die “i was bored lol” heißen, sondern eine ganze Epoche — eine Zeit vor YouTube?

Vorstellbar vielleicht nicht, erinnerlich schon; YouTube ist keine sechs Jahre alt. Noch anno 2005 war es ein Ereignis fürs ganze Internet, wenn mal irgendwo ein Musikvideo zugänglich war, die liefen da noch auf MTV, im Fernsehen, wenn sich jemand erinnert . Dabei besteht das nicht genug zu lobende UbuWeb seit einer Zeit, in der außer ein paar ausgewählten, sehr wichtigen Angestellten der NASA kaum jemand wusste, was denn ein Internet sein soll.

In UbuWeb heißen die Filme höchstens aus dokumentarischen Erwägungen “I was bored lol”; Aufnahmekriterium ist seit jeher: Es muss entweder avantgardistische Kunst sein oder auf einer theoretischen Ebene von ihr handeln — egal ob es ein Film mit oder ohne Ton ist, eine Tonaufnahme mit oder ohne Bild oder ein geschriebener Text. Oft genug verschwimmt die Unterscheidung oder wird gar nicht erst getroffen. Wozu auch, ist ja Avantgarde.

Eine bestimmte — oder besser: ziemlich unbestimmte Klientel konnte sich dort schon immer (in Internetkategorien ist seit 1996 sehr wohl “schon immer”) nächtelang herumtreiben, um festzustellen: Herrschaftzeiten, in diesem Internetdings gibt’s ja wirklich alles. Ein Eindruck, den man bis heute in jeder langen Nacht mit dem UbuWeb aufs neue gewinnt. Allein der eine ungekürzte Orson-Welles-Film, den es bis heute nicht auf DVD gibt, dauert abendfüllend, da fühlt sich eine durchglotzte Nacht an wie einmal Ein- und Ausatmen.

Wie sie das machen, da beim UbuWeb? Sehr einfach: Sie machen es. Nehmen, was da ist und was reinkommt, digital einrichten, verlinken, fertig. Nichts anderes, als was YouTube auch macht, abzüglich das heil- und endlose Kindergartengezänk um das Recht, vorhandenes legales und einwandfrei zugängliches Kulturgut anzuschauen.

Die interessantere Frage wäre demnach: Wie sie das machen, da beim UbuWeb: dass sie unbehelligt Fime veröffentlichen, ohne jemals dafür belangt zu werden? Braucht doch, wer regelmäßig Fime auf YouTube hochladen will, die etwas anderes als bored sein und auch so aussehen sollen, eine Kriegskasse, die einem seiner Monatsgehälter entspricht.

Der UbuWeb-Betreiber, der berufsmäßige Lyriker Kenneth Goldsmith, zahlt rund 50 Dollar im Jahr: für die Domain-Miete. Nebenkosten: sein privater Internetanschluss. UbuWeb, das muss man sich mal geben, war von seinem Anfang an eine One-Man-Show, ist immer die unangefochtene Autorität in seiner Long-Tail-Nische geblieben, kostet kein Geld, trägt keins ein und wird 2014 volljährig. Dafür muss Goldsmith sich auch keine Werbeeinnahmen antun, denn was sollte er gegen den Aufwand der Kundenakquise und -pflege wohl finanzieren wollen — aller zehn Jahre eine neue Maus für drei fünfundneunzig? So viel zahlt meine Oma auch, und die kauft ihre Kartoffeln einzeln, muss vor über zwanzig Jahren wegen Unergiebigkeit aus den Karteien sämtlicher Adressenhändler rausgeflogen sein und glaubt, Amazon ist ein Fluss in Afrika.

Wer so fragt, fährt am besten, indem er nachschaut, wer daran verdient. Komplizierter wird es nie. Und an UbuWeb verdient exakt: niemand. Deswegen lässt man Herrn Goldsmith machen. Jedenfalls erklärt er sich das in Interviews so, warum sollte jemand noch misstrauischer nachfragen. Avantgarde ist froh, wenn sich überhaupt jemand für sie interessiert. Sie ist da, um wahrgenommen zu werden, bella gerant alii.

Zum UbuWeb fällt mir nur ein einziges vergleichbares Online-Projekt ein; und wenn Sie mir versprechen, nicht gar zu lange sarkastisch zu grinsen, verrate ich Ihnen, dass ich da an YouPorn denke. In dem soziologischen Interesse, das man dieser von Anfang an polarisierenden Plattform entgegenbringen kann, ist sie durchaus avantgardistisch: Da haben Scharen von Zielgruppen, um nicht zu sagen: erwachsenen, geschäftsfähigen, wahlberechtigten Menschen in großem, ja weltumspannendem Stil angefangen, sich selbst und gegenseitig bei ihren intimsten Beschäftigungen zu filmen und vor aller Welt sichtbar zu machen, und zwar in einem Rahmen, den ein nicht steuerbares, weil kaum wahrnehmbares Publikum benutzen kann oder nicht, wofür es will, und von dem vice versa niemand je erfahren wird, nach einem Gusto, das es kaum selbst willentlich steuert. Das ist innerhalb weniger Monate geschehen, aus dem alleinigen Grund, dass es technisch kinderleicht wurde — was man nicht gutheißen, aber als Tatsache hinnehmen muss.

Die Vorteile von UbuWeb gegenüber YouPorn sind: Niemand will sich dort an seiner Exfreundin rächen, niemand will dort “Angebote” hineinjubeln, die Bezahlung für undurchsichtige Gegenleistungen begehren, und jugendgefährdende Inhalte sind mir auch noch nicht aufgefallen — außer dem fiesen “chien andalou” von Buñuel und Dalí, das ist der mit dem Auge, igitt. (Übrigens ist die Grausigkeit “Un chien andalou” sogar auf YouTube erlaubt, was ja schon einiges heißen will, und Pornos mit Minderjährigen sind auf YouPorn verboten, wie immer und überall woanders auch, und beides ist gut so.)

Und vor allem: UbuWeb bleibt für alle Beteiligten wirtschaftlich neutral, weil man es so sein lässt. Der geistige Gewinn entsteht genauso: indem man ihn entstehen lässt. So geht’s also auch.

Wenn die Nacht mal wieder lang und die Internetverbindung flott ist, empfehle ich seit über einem biblischen Jahrzehnt UbuWeb. So toll kann ein Porno gar nicht sein.

Bild: UbuWeb Film & Video aus Un chien andalou, 1929.

À la recherche de l’Ivar perdu

Die komischen Bücher, die elektrisch laufen, setzen sich durch. Haben vor ein paar Jahren noch Leute allen Alters zu meinem Entsetzen “Harry Potter” gelesen, sitzen sie heute mit der größten Selbstverständlichkeit im Bus und scrollen durch Kindles, E-Book-Readers und iBooks und wie das neumodische Blinkerzeug sonst heißt. Egal ob mittags oder nachts um zwölf, es ist richtig allgemein geworden. Lassen Sie da jetzt noch ein Weihnachtsgeschäft drüberziehen, dann gibt’s die Dinger so flächendeckend wie vor den “Harry Potter”-Schmonzetten die Handys. Sprechen wir uns ruhig nächtes Jahr um die Zeit nochmal.

Sie merken schon: Der alte Märchenonkel hat wieder Vorbehalte gegen technische Neuerungen. Mein Avantgardismus äußert sich am ehesten darin, dass ich als erster mein Handy abgeschafft hab, als man das ohne soziale Einbußen wieder durfte, wegen Simplify und allem.

Aber die Frage ist doch: Unterschreiben die Dichter auf ihren Lesungen jetzt immer auf dem Kindle-Gehäuse? Oder muss ich die in einem kostenpflichtigen Log-in extra anfreunden, damit sie mich liken können? Erscheint die Werbung für Pfandbriefe und Kommunalobligationen dann als Bildschirmschoner? Oder werde ich noch target-optimierter angespammt: “Kunden, die schon Joanne Rowling nicht gerade heiraten wollten, könnten auch Stephenie Meyer eine schallern”? Wenn man eins im Amazon Marketplace loswerden will, in welchem Zustand ist es noch “wie neu” und ab wann nur noch “sehr gut”? Und “akzeptabel” wäre dann mit einem stehen gelassenen Bookmark an der Stelle, wo sich das Fräulein, das in der Verfilmung mit Keira Knightley besetzt war, die Haare und das Strumpfband löst? Und muss man sich wegen Eddingspuren auf dem Touchscreen Blondinenwitze anhören?

Den Platz, der durch Strombücher in den Regalen frei wird, kann man nicht mal mit CDs auffüllen, weil man die seit 2006 als Festplatte hat. Wie praktisch, dass man sowieso neuerdings Ikea boykottieren soll, da bring ich endlich einen A3-Scanner unter.

Wer heuer als erstes die PR-Headline “Ihr Kindle kommet” sichtet, kriegt einen Lebkuchen von mir.

Herkömmliche Leserin: Valhallaphoto: Carina, 9. April 2011
(Buch: Ringenes Herre, süß, ne?).
Fortschrittliches Buch: a-ha: Take On Me,
aus: Hunting High and Low, 1985.

40 Jahre Meinungsäußerung

Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.

Douglas Adams (11. März 1952—11. Mai 2001):
Lachs im Zweifel, 2002.

Eddings seit 1970!

Achtung bei uns sind noch alle Glühlampen erhältlich. Na super

PS: Leider muss ich aus juristischen Gründen an dieser Stelle vermerken, dass das Bildmaterial meinem eigenen Copyright unterliegt, weil ich keine 8000 Euro zuviel hab. Die Bilder sind zur Gaudi auf meinem Flickr-Account, die schenk ich Ihnen.

Kunde kommt von kundig

Immer wieder werde ich gefragt, was SEO ist, wie aufwendig es ist, was es kostet und ob ich jemanden empfehlen könnte. Gleich 3 Fragen.

Ja, das ist recht zeitaufwendig.

Und kommt darauf an, was man genau unter Suchmaschinenoptimierung versteht und davon weiß. Und was man davon wirklich braucht und dann will. Kommt darauf an, welches Ziel man formuliert (wieviel Zugriffe, wieviel Reichweite, welche Konversionsrate). Ich mag Kunden, die sich vorher schon etwas kundig gemacht haben und gezielter fragen.

Grob gesagt gibt es zwei (drei) Aufgabenfelder:

1. Die Onpage-Optimierung (alles, was man direkt auf der Site selbst "schraubt" vom Marketingkonzept, Sitekonzept selber bis zur Zielgruppenuntersuchung und ihren Bedürfnissen bis zum Keyword-Konzept, von den Tags bis zu Keywords, bis zu den Anchor-Links bis zu den optimierten Texten, die nicht nach Psychiatrie klingen dürfen, aber alle Begriffe nennen müssen, nach den der User sucht). Dann dieses tunen, immer wieder kontrollieren, Begriffe austauschen, probieren, Entwicklungen beobachten.

Zeitaufwand je nach Site (ob sie groß oder klein ist, ist nicht egal): ein Monat bis ein halbes Jahr plus Pflege. Der "Haken" ist das Kontinuierliche. Es reicht nicht, einmal was zu machen, dann is gut.

2. Die Off-Page-Optimierung. Das ist der (Back-)Linkaufbau. Linkbuilding, auch als Konzept. Das Wort Aufbau sagt es schon: Es muss kontinuierlich sein und stetig anwachsen. Plötzlich viele Links und egal welche zusammenkaufen, das geht schief. Es müssen relevante Links sein, die zum Unternehmen passen. Es muss stetig sein. Der "Haken" ist das Kontinuierliche. Es reicht nicht, einmal was zu machen und dann is gut.

(3. Standbein: eingekauftes Suchmaschinenmarketing/Adwords. Ein MUST, wenn die Suchbegriffe überlaufen sind und man trotz gezieltem SEO nicht mehr auf die ersten Seiten kommt.)

Hintergrund meines Beitrags

50% meiner Kunden wollen meist "nur" eine Site. Schön soll sie ausschauen, fertig. Dann hat sich's meist bei ihnen. Das ist falsch, auch wenn man sich "nur" als Visitenkarte oder Archiv sieht, um sie bei Coldcalls zu nutzen. Ich mache ihnen immer auch ihre Site fahrbereit. Which means Basis-SEO (leider ohne Pflege s.o., denn die wird mir in der Regel von KMU nicht bezahlt). Dass ich denen dann dennoch rudimentäres Basis-SEO mache (genau wie ich auch grafische Konzeption mache) ist auch mehr aus echter fachlicher Verzweiflung meinerseits, weil ich nicht verstehe, wie man ein Auto mit schöner Karosserie aber ohne Räder kaufen kann. Da gehe ich mich genieren^^, sowas verkauft zu haben.

Basis-SEO

Ein Beispiel: Basis-SEO für eine Kundschaft. Vorher pro Monat 200-400 Zugriffe, nach Hochfahren der neuen validen Site mit nur wenigem Schrauben an den Title-Descriptions und den restlichen Metatags 5500 Zugriffe, das Zehnfache. Also rudimentärstes ON-Page. Zeitaufwand fürs Keywordaussuchen und Tag-Schrauben damit: um die 5-10 Stunden.

Mehr hilft mehr

Wenn ich mehr hätte tun dürfen, auch textlich auf der Site selber (auch für die Konversion mehr Interaktives und Linkaufbau vor allem), wäre es noch wesentlich mehr Zugriffe geworden. Der Kunde "wollte" das jedoch nicht, alles Reden hat nix genutzt. Er wollte sogar am Anfang gar kein Basis-SEO. Sagte ich tut mir leid, ich stelle kein Hotel in eine Wüste ohne Wege dahin. Zumindest Trampelpfade müssen sein. Der "ROI" (=das sich Amortisieren): Denn Kunden, die von selbst zu einem finden, sind meist angenehmere und kooperativere Kunden als die, die man mühsam "aufreißen" hat müssen. Man merkt es im Tagesgeschäft.

Meine eigene Haustür, an der ich kehre

Zweites Beispiel, meine eigene Geschäftssite: Bevor ich an ihr SEO gemacht habe: am Tag 8-30 Zugriffe, im Monat also 240- 900, lausigst. Das war vor 3-4 Jahren. Jetzt habe ich pro Monat 20000. Das mag wenig sein für SPIEGEL-Online (die haben Millionen Zugriffe) ist aber ganz anständig für einen Designer und Web-Konzepter. Und deutlich mehr Anfragen und Aufträge (Konversion). Zeitaufwand, immer wieder nebenbei, mit neuen Artikeln einstellen, Stats-Kontrolle, Keyword-Kontrolle, Backlink-Check: ca. 10 Stunden im Monat. Anfangsaufwand, bis das alles stand: 50 Stunden (inkl. Positionierungs- und Keywordkonzept).

Kosten

In Wirklichkeit zahlt einem das alles im KMU kein Mensch. Was gezahlt wird ist höchstens: Linktrickserey und schnell eingekaufte Linkfarmen und Linkbaiting. Technisches Getrickse. Ich weiß, wie das geht, mach's aber nicht, denn das ist nicht nachhaltig, innerhalb weniger Wochen sinkt der Stern der Site wieder (hab das gesehen, als eine Webdesign-Kollegin für einen Escort-Betrieb (in Berlin, mit Standorten in weiteren großen Städten) SEO machte. Supererfolgreich, Seite 1 oben, aber hielt nicht lange, zuviel Trickserei. Als dann der Kunde selber rumtrickste, war es endgültig vorbei, vermutlich downgrading durch Google oder Konkurrenten, die anschwärzten. Ist aber auch eine komische Branche, um ehrlich zu sein, mach für solche nix…:-).

Wen man nicht beauftragen sollte

Vorsicht vor selbsternannten SEO-Experten, die alles vom Himmel versprechen, vor allem schnelle Erfolge (alles und jedes auf die erste Seite, das SERP von Google zu bringen). Innerhalb von 4 Wochen. Das ist Murks. Mit einem Ego wie Superman, steckt nix dahinter. An ihren Sprüchen erkennt man sie. Ich kenn da welche, werde ich nicht nennen, vor allem weil ich das selber mache :-)

Deutliches

Zur Klarstellung und um einen Anker zu setzen: In der Branche unter halbwegs seriösen SEOs* sind Preise für SEO üblich ab 4000,00 aufwärts (für die kleinsten Sites). 8000,00 bis zu 20000,00 und drüber sind völlig normal für Verlage, Makler-Portale, IT-Firmen oder Handy-Dienstleister. Da funktioniert das so, dass die SEOs von Textern komplett neue Seiten (mit anderen URLs) schreiben lassen, die voller Text und Kewordstuffing sind und nur dazu dienen, zur "richtigen" Site per Javascript-Trickse umzuleiten, ohne dass der User das merkt. Daher schreiben viele Texter für SEOs direkt. Google mag das gar nicht und unterscheidet da zwischen normalen redirections und unseriösen oder gar malicious redirections, downgraded solche Seiten oft fix. Wird aber gemacht von vielen SEOs, manche Seiten stehen sogar ein Jahr oder länger so. Ständiger redirection-Wechsel ist also fällig, ständiges Neuschreiben von reinen Text-Hilfsseiten ist fällig, Doubletten gehen nicht. Anders geht das auch nimmer in dem Geschäft.

Viele Kunden wissen das gar nicht, dass von Profis so gearbeitet wird

Daher ist das auch so teuer, obwohl diese SEOs von Textern billigst versuchen, einzukaufen. Reines White-Hat-SEO geht bei den hohen Ansprüchen vieler Kunden und deren klammem Geldbeutel (immer Seite 1 und maximale Reichweite) auch gar nicht mehr, das muss man sich klarmachen. Solche SEO-"Profis" beschäftigen ganze Textermyriaden (die nicht die echte Site selber betexten, sondern die hingeleiteten Hilfssites füllen, bis der Arzt kommt, für sehr wenig Honorar). Zur Abgrenzung: mache ich nicht, pastabasta :-). Grusel.

Jetzt höre ich aber auf, sonst krichisch Ärscher mit diversen SEO-Trupps… Meine Seite ist schon mal von Script Kiddies gehackt worden, seitdem ist mein FTP-Passwort nicht mehr "mama":-)

Und Grüße

mal wieder

*Da scheiden sich auch die Geister. Ich persönlich bin der Meinung, dass man Websitekonzeption und SEO fachlich nicht trennen sollte, wenn man den Erfolg der Site im Auge hat. Bei Interesse und auf persönliche Anfrage erläutere ich jedem gern, warum.

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