Seit vorgestern muss ich mich an die frisch angebrochene Ära der Gleitsichtbrille gewöhnen. Dass es gleich zwei solche Geräte geworden sind, um einen Ersatz in der neuen Technologie zu schaffen, macht nichts leichter. Das eine Modell geht in die Richtung Buddy Holly und Heiner Müller, das andere ist dermaßen dem 19. Jahrhundert verhaftet, dass es noch einen Windsorring hat — das, was sich E. T. A. Hoffmann hinter die Ohren geschnallt hätte, um den Kater Murr zu schreiben; nicht das um Mitleid flehende Blumendrahtgestellchen von Franz Schubert, aber schon etwas, mit dem man sich bei Unschlittkerzenlicht Eisengallustintenfinger zuzieht. Ich brauche dringend einen Bratenrock.

Damit lernt man dergestalt das Gucken neu, dass man sich fürs erste stark der Musik zuwendet, weil man zuerst einen Blick wie E. T. A. Hoffmann kurz vor dem täglichen Verlassen des Lutter & Wegner hat. Darum vorsichtshalber heute keine Bilder.

Und sonst? Ist uns der Harry Rowohlt auch schon wieder drei Jahre gestorben:

Ich hab’s geschafft: Ich bin Coverboy im Hamburger Abendblatt, in Farbe, und das mir, dem letzten freilebenden Springer-Boykotteur. […] Orthographie und Interpunktion waren immer das einzige, was ich einigermaßen beherrschte. Wenn diese beiden Tugenden plötzlich nichts mehr gelten, stehe ich vor dem Nichts. Ich kann ja nicht mal ordentlich skilaufen. […] Das ist so gut gesagt, da beschlägt einem doch die Berylle.

Harry Rowohlt: Pooh’s Corner.
Meinungen eines Bären von sehr geringem Verstand
,
in: Die Zeit, 8. August 1997.

Soundtrack: Die Ärzte: Buddy Holly’s Brille,
aus: Im Schatten der Ärzte, 1985: