Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: Oktober 2016

Pennywise

Im Gore Store beim Sendlinger Tor, wo’s in den Glockenbach geht, fängt das komplette Horrorclownskostüm bei 39,90 an, der Pennywise ist, wahrscheinlich aus aktuellem Anlass, sogar im Angebot für 26,95.

Am Halloweenmontag muss man bei seiner “Süßes oder Saures”-Tour also mindestens 27,22 einzelne Snickers erbeuten, um das wieder reinzuwirtschaften. Der Break-Even Point verschiebt sich, wenn man die Horror Clown Maske mit Brustteil für 79,90 nimmt und von den Überfallenen mit Bonbons aus der Kiloware (20 Euro pro 10 Kilo) abgespeist wird.

Es empfiehlt sich, schnell zuzugreifen, in München müssen schon sieben Kostüme weg sein (Stand in den frühen Morgenstunden vom Mittwoch, 26. Oktober).

Man kann’s aber auch professionell angehen, in nie genügend abgewetzten Jeans und T-Shirt, die sowieso rumliegen, auf ein wehrloses Zahlpublikum losgehen und damit 150 Millionen machen. Das geeignete Verhalten gegenüber einer “Horrorclown-Attacke” ist laut Polizeisprechern übrigens: wegrennen und sofort anzeigen.

Das geeignete Verhalten, finde ich, kann auch sein: daheim bleiben, Klingel abstellen und das ganze Snickers selber essen. Jedenfalls bis diese Art von Gruselkasper wieder out ist und sich marodierende Banden von Tschadoretten auf den Weg machen. Die Verkleidung ist noch schlechter zu, nun ja: lüften, dafür nehmen die nur Swarovski.

https://youtu.be/Te_wG1o2_d0

(Zur Schonung Minderjähriger und kulturell Sensibler verlinke ich nur den angeblich besten Auftritt des “Comedians”. Sollte gegen anno 2003 gewesen sein.)

Is You Is or Is You Ain’t My Kastrationsmobil

Meanwhile in Berlin:

Vor drei Jahren hatte Justizsenator Heilmann angekündigt, eine gesetzliche Verpflichtung zur Kastration von “Freigängerkatzen” zu prüfen (um Missverständnisse zu vermeiden: Es handelt sich dabei nicht um Freigänger während der Verbüßung einer Haftstrafe). Jetzt hat er “im Ergebnis einer Recherche” festgestellt: Es gibt gar keine belastbaren Daten! Das wiederum liegt womöglich daran, dass Katzen weder googeln, noch bei Facebook angemeldet sind und auch weitgehend auf Rabattkarten, Fitness-Apps und die Teilnahme an Telefonumfragen verzichten. Genau das jedenfalls rettet ihnen jetzt den Spaß am Leben, denn der Senat verzichtet mangels verwertbarer Erkenntnisse ebenfalls — und zwar auf die “Anschaffung eines so genannten Kastrationsmobils”.

Das erfahren wir aus dem grimmepreisgekrönten Tagesspiegel Checkpoint im Newsletter vom Mittwoch 12.Oktober 2016, und es zeigt mal wieder, wie leicht sich’s die Berliner machen. In München, eher arm als sexy, kriegen wir nämlich nichts geschenkt, nicht mal die Katzen.

Die hiesigen, die wir aus eigener Anschauung kennen, sind keine Freigänger, stehen aber im begründeten Verdacht des Googelns, Facebookens und Denunzierens von Mitbewohnern in Telefonumfragen. Außerdem sind sie schon kastriert, was wiederum zeigt, dass sie nicht mal Katzen sind, sondern Kater.

Was ihren Spaß am Leben angeht, ergeben sie keine verwertbaren Daten, sondern erheben höchstens welche. Jedenfalls sitzen sie gern mit dem Ausdruck der Missbilligung auf erhöhten Plätzen mit guter Übersicht über die Räumlichkeit, beurteilen stumm bei sich das Geschehen und führen heimlich mit den Krallen Strichlisten, wenn wieder einer was falsch gemacht hat.

Berliner Verhältnisse: Fred Quimby als Tom ohne Jerry in Scott Bradley: Is You Is or Is You Ain’t My Baby in: Solid Serenade, 1946:

Dabei war der Satz der Woche eigentlich in der Süddeutschen Zeitung, Aktuelles Lexikon auf Seite 4, ebenfalls am Mittwoch, und handelt geradezu vom Gegenteil von Katzen:

Der Dorsch ist unter den Kabeljauen so etwas wie der Bayer unter den Deutschen.

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