Bei uns bedeutet “Wiesn-Endspurt”, uns möglichst schnell und weit von der Theresienwiese zu entfernen. Im Gebiet zwischen Westend und Sendlinger Tor haben die Träger der abendländischen nämlich zugleich mit ihrem Hendl-Hut das Recht erworben, nichtkostümierten Passanten ins Gesicht zu rülpsen. Sind ja selber schuld, die Spaßbremsen.

Ebendieser Erwerb wurde unlängst durch die Insolvenz der Reederei Hanjin erschwert. Das ist die wasserbasierte Spedition, die das Zeug aus China über Hamburg nach München importieren soll und zurzeit wahrscheinlich in einem schlimmen Piratennest (wäre Singapur schlimm genug?) festhängt. Und welcher Pirat, welcher Zöllner und welcher Strandgutjäger nach Insolvenzmassen wäre nicht scharf auf so einen original urbayerischen Hendl-Hut.

Wie man hört, sind die Kultur- und Hutträger untröstlich und kaufen die Reste der Edition 2016 auf, wo sie ihrer nur habhaft werden können. Gut für die Wiesn 2017, wenn das Zeug als Vintage-Rarität in die Bauchläden kommt.

Nicht ganz so gut für das anschließende Oktoberfest für Touris mit Abi, die Frankfurter Buchmesse: Die insolvente Reederei Hanjin transportiert nämlich außer so hochstehendem Kulturgut auch die Neuerscheinungen des Bücherherbstes einschließlich Weihnachtsgeschäft. Und jetzt, so wörtlich die FAZ, dümpelt das Herbstprogramm im Ozean. Das sind die Sachen, die einen in die heimische Produktion treiben. Oder ins E-Book.

Schlechte Zeiten für Hendl-Hüte und Houellebecq-Heftchen.

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Buidl: dpa Picture-Allianz: Geht nicht mehr lang. Hutverkäuferin Julia Dietl hat einen Hendl-Hut auf dem Kopf, via Wolfgang Ranft: Reederei pleite. Hendl-Hut-Krise auf der Wiesn, München Bild.de, 25. September 2016.