Beim Wälzen des neuen Münchner Katalogs der Volkshochschule wird man noch ein, zwei Semester damit fremdeln, dass der abgemusterte Oberbürgermeister Christian Ude nicht mehr das Grußwort schreibt, sondern sein Genosse Dieter Reiter.

Der Ude kommt in der Volkshochschule trotzdem noch vor, diesmal im Dozentenverzeichnis (BG 6 E). Genauer: Er kommt wieder vor. Der Mann hatte nämlich, die Älteren entsinnen sich, ein Leben vor dem Oberbürgermeisteramt: 1969, noch als Student, leitete er an der Volkshochschule München den politischen Diskurs “Politik der Woche”. Darin ging es um die Nahost-Krise, Ostpolitik oder Rechtsradikalismus, eingebunden war ein Hearing mit dem Oberbürgermeister, seinerzeit Hans-Jochen Vogel, wenn er schon das Grußwort stiften durfte.

Udes damalige Einstellung zu Themen wie Nahost-Krise, Ostpolitik und Rechtsradikalismus sollte klar sein. 1969, das war die Zeit, in der man, um politisch satisfaktionsfähig zu sein, “Das Kapital” einmal durchgeackert haben musste. Das von Karl Marx, nicht das vom eigenen Vater, alle drei Bände mit Kommentar.

Leider zeigt sich, dass die Probleme, denen 1969 möglicherweise mit den Vorschlägen von Karl Marx beizukommen war, erst heute auftreten. Aber jetzt haben wir ja wieder den Ude — als ob man ihn je los gewesen wäre. Nach seiner letzten Lehrveranstaltung knüpft er da wieder an, wo er vor 45 Jahren aufgehört hat: bei einem politischen Diskurs namens “Politik der Woche”. Darin geht es um die Nahost-Krise, Ostpolitik und Rechtsradikalismus, eingebunden wird zweifellos ein Hearing mit dem Oberbürgermeister, dem Genossen Reiter, bekannt aus Grußwort und Kommunalwahl.

Ein “Kapital” von Marx gibt’s auch wieder in München und Freising, leider heißt er Reinhard und ist da der Erzbischof, und das “Kapital” ist ein “Plädoyer für den Menschen” von 2008. Für welchen Menschen, müsste man mal nachlesen, aber spielt das wirklich eine Rolle?