Bewirtschaftet von Vroni und Wolf

Monat: März 2014

Nymphenlüster

So geht Kronleuchter: Bei 70 Zentimeter Durchmesser 40 Kilo schwer vor lauter Bernstein — der nach langer Suche von Idar-Obersteiner Experten in Madagaskar aufgetrieben werden musste, weil die gleiche Transluzidität mit gleicher Maserung in den Alpen schon vor hundert Jahren alle war.

Kronleuchter Schloss Nymphenburg, Chinesisches Lackkabinett

So groß kommen einem die 70 Zentimeter gar nicht vor, obwohl das Chinesische Lackkabinett, in dem das Modul hängt, gar nicht so viel größer ist — aber vollgepflastert mit lauter noch viel unscheinbarerem Teuerkram aus Koromandellack. War auch Zeit für die Restaurierung: Nebenan in der Amalienburg grasen schon die Hasen.

Tympanon Amalienburg

Buidln: Oiwei wieder sejwergmacht und gmoafrei, wann dabeisteht, wo’s her is, des bassd dann scho.

Find a Biergarten

Grab Erich KästnerMünchen hat auch schöne Ecken. So viel immerhin lernt man in der PR-Textsammlung Biergartenguide. Die selbstbewussten 14 Euro 90 kriegt man locker wieder rein, wenn man die 40 beiliegenden Gutscheine nutzt: Die meisten Biergärten haben (hoffentlich) zugestimmt, gegen deren Vorlage unter juristisch wasserfestgelegten Bedingungen zwei Maß Helles zum Preis von einer einzigen zu verkaufen. Beim 2014 vorherrschenden Selbstbewusstsein der Münchner Biergartenwirte von um die sieben Euro pro Maß nimmt man da leicht 280 Euro ein, da sind die 14,90 auch schon wurscht, und da schaut man auch über Sätze wie “Im Sommer ist das Park Café nicht zuletzt wegen seiner zentralen Lage ein beliebter Treffpunkt”, Kombinationen aus Substantiv + “pur”, Hinweise darauf, was alles “zum Verweilen” einlade und das allfällige “lecker” (Herrschaftzeiten, es geht um München) generös hinweg.

Gebracht hat mich unser Rezensionsexemplar — schönen Dank an die Autoren Markus Birk und Thomas Hartmann! — auf was: Den Biergarten Sankt Emmeramsmühle wollt ich schon immer mal anschauen. “Historisches Flair gepaart mit einer Portion Tradition erleben Biergartenbesucher am nordöstlichen Ende des Englischen Gartens” sollte einen ja abhalten, und ob ein Wirtshaus eine regionale Küche “neu interpretieren” muss, kann man man auch ziemlich fruchtlos diskutieren, aber sonst scheint der Laden wirklich ganz anständig.

Der liegt nämlich am schöneren Teil des straßenzugweise kreuzhässlichen Bogenhausen, von wo man leicht zum dasigen Friedhof Sankt Georg kommt.

Und schau her: In dem überschaubaren Gräberfeld um die Kirche liegt der Erich Kästner mitsamt der Seinigen Luiselotte Enderle begraben, und mit seinem frisch interpretierten Alpenländer Schutzhüttenbrettl (12,90) im Bauch kann man über teuren Toten sein Kreuzl schlagen, von denen man das Schreiben lernen kann (sollte der nicht heuer vierzigsten Todestag haben? Der Buchhandel spart wohl noch auf den fuchzigsten). Für solche Anregungen ist der Biergartenguide wirklich ganz gut.

Buidl: Sejwergmacht, gmoafrei.

Wer kennt sich aus bei uns zu Haus?

Weil sich die Natur grad so schön ansteckend in den Astgabeln räkelt. die sich bloß ums Verrecken nicht belauben wollen, machen wir jetzt eine motivierende Gaudi und ein Gewinnspiel:

Vervollständigen Sie den Satz, der auf dem Rondell um die Steinerne Bank im Englischen Garten steht — und den man von keiner Stelle aus vollständig lesen kann:

Hier wo ihr wallet da war sonst Wald nur und […]

Ja, und was? Googeln gilt nicht, hingehen und nachschauen schon. Ich werde das genau abfragen, wenn Sie mit der richtigen Lösung kommen.

Ich verlose einmal das Buch von Ulrike Sterblich: Tüte oder so was: Wie man als Kunde nervt, ohne es zu merken, Goldmann 2010, ein gebrauchtes, fast überhaupt nicht gelesenes Exemplar, jedenfalls noch ziemlich gut in Schuss — an jemanden, der den richtigen Satz in den Kommentar schreibt. Das Gewinnspiel läuft bis nächsten Freitag, den 21. März 2014, um 23.59 Uhr.

Die Verlosung erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie jeglicher Vernunft durch ein pausbäckiges Waisenmädchen mit blonden Zöpfen. Der Rechtsweg ist daher ausgeschlossen, denn wer sich bei einem derart holdherzigen Geschöpfchen über kleinliche Ziehungsmodalitäten echauffieren wollte, soll sich was schämen. Die versteht das doch noch gar nicht.

Und jetzt Sie.

Buidl: Sejwergmacht, gmoafrei.

Der Kampf gegen den Jugendwahn …

Zum Tag der Frauen am 8. März:

Am liebsten erinnern sich die Frauen an die Männer, mit denen sie lachen konnten. (Anton Tschechow)

… ist vergeblich:

Alte Hagebutten vom Vorjahr und die jungen Knospen

Der Blick zurück. Vorbei der Ruhm als ehemals zarte Heckenrose:
Neidvoll blickende Hagebutten vom Vorjahr – unerbittlich junge Knospen.
Den Betriebskater Mor daheim gelassen und mit dem Motiv-Man im Rosengarten herumgestrolcht.

Frauenfigur im Rosengarten, München

Frauenfigur im Rosengarten, München. Foto: Wolf, der Motiv-Man

 

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