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Monat: September 2011

Die Waagen mit den Fagöttern

Was uns das nun wieder sagen will, dass Udo Jürgens, Bata Illic, Bernd Meinunger und Ralph Siegel am selben Tag Geburtstag haben (1934, 1939, 1944 resp. 1945).

Betriebskatze Moritz meint: “Dass wir auf morgen warten sollen. Da feiern wir dann wenigstens Skeets McDonald.”

Fachliteratur: Siegel/Meinunger/Jürgens: Hoppsasa, 1970;

Siegel/Meinunger/Illic: Schrumm killekille, 1975;

McDonald/McDonald/McDonald: Tomorrow Never Comes, 1958.

Von Piraten, Raben und Katzen. Ein Abgesang.

Wenn die Igel in der Abendstunde
still nach ihren Mäusen gehn,
hing auch ich verzückt an deinem Munde,
und es war um mich geschehn –
Anna Luise – !

(Kurt Tucholsky)

 

Man arbeitete 2002 feurig an einem Startup, dass einem das Herz blutete (Good by november AG und identif GmbH mit eurem DNA-Fingerprint gegen die China-Copycats und den Nano-Folien für das EURO-Geld, R.I.P., ich habe euch als euer Designer geliebt und tue es immer noch). 2009 wieder an einem neuen: Vijusto. (Good by Vijusto AG mit eurer individualisierten “customized” Vitamindosis, Portal gestorben nach 2 Jahren am 21. September 2011; habe als Designer die professionelle Zusammenarbeit sehr gemocht, du warst mir ein Herzkunde.)

Symbolbild für das einzig Beständige: den Wandel.

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Man schreibt seit 2005 an einem Blog (diesem hier), von dem Muttern nie etwas wissen wird. Und wovon die „Alpha-Blogger”-„Blogosphäre” noch nie richtig Kenntnis genommen hat. (Übrigens und überhaupt: R.I.P. Blogosphäre …)

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Man wärmte sich 2010 an für junge zornige Männer aus Schweden und kaufte sich ein Piratenhemd.

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Man zeichnete im Park blauglänzende Raben – hochintelligente, hochsoziale Vögel, die die meisten unterschätzen oder gar als unheimlich ansehen.

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Man hält sich seit 1997 (1997 geboren) eine unscheinbare gestreifte Katze (Blotched Tabby), die zusammen mit ihrer Schwester (Three-Colour) und ihrem sanften Wesen den ganzen Haushalt und als Betriebskatze die Firma seelisch zusammenhält und vor’m Burn-Out bewahrt.

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Was ist wirklich wichtig. Was bleibt.
Startups? (R.I.P. november AG + identif GmbH, R.I.P Vijusto), Blogs, Piraten …?

Wirklich nicht. Was bleibt, sind unsere Lieben. Meine Familie, mein Mann, meine Katze. Und so wunderbare Geschöpfe wie diese Raben.

 

Möchtest nie wo andershin du strichen!
Siehst du dort die ersten Sterne gehn?
Habe Dank für alle unvergesserlichen
Stunden und auf Wiedersehn!
Anna-Luise –!

Denn der schönste Platz, der hier auf Erden mein,
das ist Heidelberg in Wien am Rhein, Seemannslos.
Keine, die wie du die Flöte bliese … !Lebe wohl! Leb wohl.
Anna-Luise –!

Langenscheidt Deutsch—Mutter/Mutter—Deutsch

Update zu 60 + 2.0 und Mutter, du hier?:

Teil 1: Deutsch—Mutter.

Abitur: nichts lernen, bloß auf die Schule gehen.

studieren: in die Schule gehen, bis man dreißig ist.

BWL: Geld machen.

Zahnmedizin: was aus sich machen.

Geisteswissenschaften: Lesen und Schreiben.

Germanistik: unfallfrei ein Buch lesen können.

den Sinn des Lebens suchen: schauen, wie der Club gespielt hat.

Studentenwohnung: Haschisch fressen; einen Bart wachsen lassen; feste bumsen.

Auslandssemester: in der Weltgeschichte herumhupfen.

vorlesungsfreie Zeit: Ferien; Mucken auf die Schwänze hauen; monatelang den ganzen Tag das Maul ans Tischbein hauen.

BAföG: meine Steuern.

Studiengebühren: in Hartz IV einzahlen.

Magister Artium; Diplom: doch mal endlich fertig; zu alt für die Schule geworden.

Werbetexter: Reklamekasper.

Praktikum: immer noch kein Job.

freie Mitarbeit: keine Arbeit.

fester Freelancer: keine Arbeit.

Auftrag: keine Arbeit.

selbstständig: arbeitslos.

Arbeit finden: nirgends anders genommen werden.

promovieren: doch lieber weiter auf die Schule gehen.

selbstständig, fünfzehn Jahre lang: bis heute nie irgendwo eingestellt.

eigene Firma: noch nie eine Arbeit gehabt.

eigene Firma, zehn Jahre lang: auch nichts geworden.

Geschäftsidee: Strohfeuer; der nächste Hirnfurz.

Freundin: weißt schon, die da.

Freundin, erste: die Schnalle damals.

Freundin, zweite: die mit dem Gesicht.

Freundin, dritte: der geschminkte Fratz, hast du noch was mit der?

Ehefrau: die, weißt schon.

Beruf: was mit Computer.

Computer: was man da heute immer hat.

iPad: sowas Neues.

Internet: im Computer drin; gar nicht da.

Facebook: im Internetz drin.

Statusmeldung: dein Rumgekasper den ganzen Tag.

Blog: dein Geschmarre zu nachtschlafender Zeit.

Twitter: dem Willi seinem Buben sein Geschmarre zu allen Tag- und Nachtzeiten.

Google: vielleicht nächstes Jahr ein neues Sofa.

Website: von was dem Willi sein Enkel jetzt schon wahrscheinlich bald keinen Finger mehr rühren braucht.

Posteingang: Pimmelreklame.

Postausgang: anders bist ja du nicht zu erreichen.

neue Rechtschreibung: wie man will.

YouTube: Reklame.

Musikvideo: was früher dauernd aus deinem Zimmer rausgedröhnt ist.

Musik: Neger-Hau-Hau.

klassische Musik: das schwere Gegeige (instrumental); das Mozartgeschrei (vokal).

volkstümliche Musik: Musik.

Radio: die Urwaldaffen aus Amerika.

Bayern 1: Radio.

Eigentumswohnung: hinausgekündigt.

Wohneigentum: Schulden bis ins Grab.

Eigentumsbildung: in der Bruchbude hausen.

Rente: endlich daheimbleiben; zuwenig rauskriegen.

Wochenende: in die Fränkische fahren.

sich betrinken: ein Seidlein kaufen.

sich regelmäßig betrinken: endlich was davon haben.

Politik: keine Mannsbilder mehr.

Bier: Brot.

Schnaps: Nachspeise.

Wein: kein Bier mehr.

Champagner: der Teure vom Aldi.

Essen: Schäuferle mit Knödel.

Essen, vegetarisches: Vogelfutter.

mit Salat: vegetarisch.

Schäuferle mit Knödel: was Gescheites zu essen.

Gicht: Strafe Gottes.

Kinderzimmer, ehemaliges: Wurstkonservenkammerl.

fernsehen: (s.o.: den Sinn des Lebens suchen).

Privatfernsehen: Busenradau.

ZDF: Fernsehen.

Altersdemenz: nicht mehr so können wie vor vierzig Jahren.

Altersstarrsinn: Meinung; Wahrheit.

Nordic Walking: jetzt auch immer zwei so Stecken mitnehmen.

nächste Woche: wenn wir mal nicht mehr sind.

Rufnummer unbekannt: deine Mutter.

Nächste Woche (eventuell): Teil 2: Mutter—Deutsch.

Wir gehen mit dieser Erde um, als hätten wir noch eine zweite in der Emmaljunga Mondial Duo Combi Wickeltasche Style.

Glühbirnen kosteten 69 Cents und hielten drei Jahre. Leuchtmittel kosten 8,99 Euro und halten meiner bisherigen Erfahrung nach drei Wochen. Das entspricht einer Preissteigerung von über siebenundsechzigtausendsiebenhundertfünfzig Prozent von heute auf morgen. Stellt Osram eigentlich noch Texter ein? Pförtner? Putzkräfte? Irgendwas?

Na schön, wenn’s dem Klimaschutz dient, kauf ich bereitwillig “Leuchtmittel” für den 678-fachen Preis wie bisher, schließlich haben wir die Erde von den präpotenten Fratzen am Nebentisch nur geliehen. Deswegen ist da auch Rauchverbot; soll noch einer sagen, dass Satire nichts bewirken könne. Aber fragen wird man noch dürfen, was genau dieses Land zu einem freien Land macht. Das unveräußerliche Grundrecht, auch bei der nächsten freien Wahl wieder irgendeine Satirepartei zu wählen?

Wow, danke, Massa. Wird dafür das Abhören von Musik, die von einem Datenträger kommt (einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf Festplatten, Vinylplatten, Wachswalzen, Spieluhren und Gegenstände, die mit einem kleinen i anfangen), nicht mehr faktisch untersagt?

Wahrscheinlich bin ich bloß undankbar, ich war ja Einzelkind: In Afrika wären sie froh, wenn sie sich Zigaretten überhaupt leisten könnten. Pattexschnüffeln ist bei denen bestimmt auch nur zugelassen, weil das nicht zu den Grizzly Mums am Nebentisch rüberzieht. Und aufs Gründen von Spaßparteien stehen da exquisite Foltermethoden, die sich bei uns schon allein vom Schallschutz her verbieten.

Aber sie dürften dazu Musik hören und das Licht anmachen!

(Soundtrack: The Rolling Stones: Have You Seen Your Mother, Baby, Standing in the Shadow?, 1966)

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