Die Apachen erzählen sich von einem Mann, der eines Morgens beim Aufwachen einen Falken über sich fliegen sah, aufstand und ihm hinterherlief. Nach seinem Tod giftete seine Frau ihn in der Geisterwelt an, warum er denn damals nicht zurückgekommen sei. Wahrheitsgemäß antwortete er: “Na, der Falke ist immer weiter geflogen.”

Oder waren’s die Hopi? Gleichviel: In jedem Manne, vielleicht sogar in jedem Menschen wohnt der Drang, sein oder ihr Leben mit etwas anderem zuzubringen als er oder sie es gerade tut. Einem Falken hinterherzulaufen bedeutet, ein paar Millionen anderer Sachen zu unterlassen; Werbung zu treiben bedeutet, weder einem Falken hinterzulaufen noch die Olympiahalle zu rocken noch Jessica Alba beizuschlafen. Und das sind wenige Beispiele von Abermillionen.

Was den Menschen davon abhält? Es sind die ewig gleichen Dinge: Man hat doch jetzt schon was anderes angefangen, das man lieber nicht liegen lässt, die Frau gibt Widerworte, und Jessica Alba könnte unter Umständen ein ganz schön verwöhnter Zinken sein. Man bleibt also zu Hause, schaut vorüberziehenden Falken hinterher und bescheidet sich. Das ist immerhin nicht die dümmste von all den Millionen Möglichkeiten.

Man betrachte allein, was es alles zu bloggen gäbe: unsachgemäße Tiertransporte, Vorbereitungen von Angriffskriegen, die Auswahl der YouTube-Filme, die man noch anschauen darf, die Zuverlässigkeit der Kölner Ausgabe von Heinrich Böll, you name it. Was dagegen unternimmt man wirklich? Schreibt Bücher darüber, wie man seinen Facebook-Account kündigt, ja gar sein Internet abschafft. So sehen die Heldentaten der Gegenwart aus: wie Unterlassungen. Die Welt nach Web 2.0 gleicht dem Falken, der auf dem Singenden Draht ausruht.

Süddeutsche-Artikel Vroni hingeschoben. Zurückbekommen mit dem Bleistifteintrag darunter: “*zustimm*” Moritz hat sich darunter verewigt: “*lol*”. Recht hat er.

Pausenkasper: Tom Astor: Flieg junger Adler, 1990.