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Life-Long Learning

Zum ersten Mal hab ich mich 2001 bewusst alt gefühlt – als ich mich mit einem Achtzehnjährigen über Musik unterhielt, der äußerte: "Jaja, ich hör ja auch gern Oldies – ‘Gangster’s Paradise‘ und so" – über ein Lied, das ich gerade im Wortschatz meines Vaters der neumodischen Negerstampfmusik zuschlagen wollte.

Noch älter fühlte ich mich im Gespräch mit jenem 28-Jährigen, der beim CD-Brennen feuchte Augen bekam. Da kriegt er immer seinen Nostalgischen, sagt er. Weil er damals seiner ersten Freundin immer CDs gebrannt hat, sagt er.

Heute bin ich gerade mal 38 und schon gilt es nichts mehr, dass man immer noch das Line-up aus Woodstock hersagen kann und seine Websites händisch in HTML eintippt wie in den alten Zeiten, als sie am CERN gerade knurrend damit rumgekommen waren, was denn ein Internet ist.

Auf einmal muss man sich die Seiten von seiner Frau gestalten lassen, weil das in Jahrzehnten angeeignete Wissen nichts mehr wert ist – und zwischen zwei Schnapspralinen lässt sie fallen, dass in XHTML der <br>-Tag abgeschlossen werden muss. Wie alt sie ist, kann sie gerne selber bloggen.

Ab einem gewissen Alter lässt sich trefflich grübeln, ob man noch der Altersweisheit oder schon der Senilität unterliegt. Wie überschätzt Lebenserfahrung ist, kann einer mit 18 ja noch gar nicht beurteilen.

Lebenslänglich

1 Kommentar

  1. Silke Eden

    Aus “Lernen fürs Leben” (sozusagen Wissen auf Vorrat gebunkert) ist die Ausdauerdisziplin “Lebenslanges Lernen” geworden.
    “Lebenslang” assoziiert so mancher mit “lebenslänglich” und denkt dabei an Höchststrafe.

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