Sicher ist nur, dass der Filmtitel von Heinz Erhardt geklaut ist. Ansonsten spickt und starrt alles vor Doppelsinn. Brothers Grimm ist dann ein guter Film, wenn man nicht alles verstehen muss.

Wenn man nicht auf eine stringente Handlung angewiesen ist. Wenn man was gegen die allzu festgelegten Schubladen der Filmgenres hat. Wenn man sich souverän mit den Märchen der namensstiftenden historischen Figuren auskennt – und dann noch ein paar anderen, nach Belieben aufgesammelten. Oder besser: Wenn man sie lieber nicht kennen lernen will. Selbst bei der handlungstragenden Nebenrolle des zwölften Mädchens namens Sascha, was ja ein mehr oder weniger männlicher Vorname sein soll, kann man nicht sicher sein, ob’s nicht doch ein Buberl ist.

Dabei müsste mir so was gefallen. Monty Python kann man ja zur Not von Terry Gilliam unterscheiden. Ich halte schwarzen Humor, überraschende Wendungen und Skurrilitäten auf allen Ebenen für essenziell, dergleichen betonen zu müssen dagegen für erbärmlich. Verstanden hab ich den Film trotzdem nicht.

Das sind meine Brüder Grimm nicht. Für die Sammlung Kinder- und Hausmärchen, die wir alle vorgelesen bekamen, könnte ich sie allein schon respektieren. Dann haben sie aber auch noch das Deutsche Wörterbuch (nein, muss man nicht mehr kaufen und im Weg rumstehen haben) zusammengestellt. Nicht das erste. Nur das erste, das noch gilt.

Und dann noch ein paar Sammlungen deutscher Sagen, irischer Elfenmärchen und nebenher noch das Standardwerk über Deutsche Mythologie und was eben so die Identität eines Volkes definiert. Das waren die positivistischen Haudegen des 19. Jahrhunderts: Man fragt sich wirklich, ob die vor lauter Arbeiten nie aufs Klo mussten.

Was Herr Gilliam da gebastelt hat, ist von keiner Recherche angekränkelt. Und das vom ruhmvollen Angehörigen einer Komikertruppe, die „Bruce’s Philosophers Song“ schmetterte, und der nachher so historisch bedeutsame Werke wie „Twelve Monkeys“ und „Fear and Lathing in Las Vegas“ ablieferte.

Ab 12 ist der Film? Sollte ich je eine zwölfjährige Tochter haben, werde ich sie nicht mit den „Brothers Grimm“ erschrecken. Das mag damit zusammenhängen, dass "der Deutsche" unter Romantik eine Art Vorstufe des Biedermeiers versteht, der Brite und ihm anverwandte Amerikaner dagegen alles, was Poe und Walpole angeleiert haben: Gothic Novels nebst allen todessehnsüchtigen Folgen. Noch wahrscheinlicher ist das Freigabealter Erwägung der Marketingabteilung eines Filmvertriebs, der vermutlich ausgerechnet hat, dass über Fünfzehnjährige schon in der Lage sind, einer Handlung zu folgen.

Abgesehen davon, dass Sätze wie „Oh! Was ist denn das?!“, wenn einer allein den Raum erkundet, nicht mal in ein Boulevard-Theaterstück, geschweige denn in ein Drehbuch gehören, das Geld einspielen soll, hab ich die Übersetzungshunde, die in der deutschen Version begraben liegen, erfolgreich verdrängt.

Was das mit einer aufstrebenden Zwei-Leut-Agentur zu tun hat? Nun: Zuallererst mal suchen wir zu zweit dem Not leidenden Volk mit Federkiel und weisem Ratschlag beizustehen. Und wenn wir mal groß sind, wollen wir auch gerne von Monty Pythons Überresten verfilmt werden – aber doch nicht so.

So groß werden wir sowieso nie, denn die Germanistik ist jetzt ja schon erfunden. Geradezu ein Jammer. Vielleicht liegt es daran, dass wir unseren Beruf, ungleich den Brüdern aus der hanebüchenen Filmhandlung, nicht darin sehen, unseren Kunden die Gruben erst zu schaufeln, aus denen wir ihnen zu helfen gedenken. Dafür ist mit uns auch künftig noch zu rechnen. Seit 2002, da die Mark qua Europapolitik nur noch 50 Pfennig wert ist, trifft man die Jungs ja nicht mal mehr auf seinen Lieblingsgeldscheinen.